Spruch
1: Ein hebräischer Mensch pflegt einen Hebräer zu erschaffen. Und man nennt ihn
folgendermaßen: ,Proselyt`. Ein Proselyt aber pflegt
keinen Proselyten zu erschaffen. Sie sind aber wie, und sie erschaffen andere
ihnen gleich, während sie damit zufrieden sind, daß sie existieren.
Spruch
2: Ein Sklave trachtet danach, frei zu werden. Er pflegt aber nicht nach dem
Besitz seines Herrn zu trachten. Der Sohn aber ist nicht nur ein Sohn, sondern
er schreibt sich das Erbe seines Vaters zu.
Spruch
3: Diejenigen, die Totes erben, sind selbst tot und erben Totes. Diejenigen,
die das Lebendige erben, sind lebendig und erb-en das
Lebendige und das Tote. Die Toten erben nichts. Denn wie sollte der Tote erben?
Wenn der Tote das Lebendige erbt, wird er nicht sterben, sondern der Tote wird
um so mehr leben.
Spruch
4: Ein heidnischer Mensch pflegt nicht zu sterben, denn er hat gar nicht erst
gelebt, so daß er sterben könnte. Wer zum Glauben an die Wahrheit gekommen ist,
hat das Leben gefunden. Und dieser schwebt in Gefahr zu sterben, denn er ist
lebendig.
Spruch
5: Seit dem Tag, an dem Christus in die Welt gekommen ist, wird die Welt
geschaffen, die Städte geschmückt und das Tote herausgetragen.
Spruch
6: Als wir noch Hebräer waren, waren wir Waisen und hatten nur unsere Mutter.
Als wir Christen wurden, bekamen wir Vater und Mutter.
Spruch
7: Die im Winter säen, pflegen im Sommer zu ernten. Der Winter ist die Welt.
Der Sommer ist der andere Äon. Laßt uns in der Welt
säen, damit wir im Sommer ernten. Deswegen ist es für uns angemessen, im Winter
nicht zu beten. Der Ausgang des Win-ters ist der
Sommer. Wenn einer aber im Winter erntet, wird er nicht ernten, sondern
ausreißen.
Spruch
8: Auf
diese Weise wird er keine Ernte haben. Nicht allein wird sie hervorkommen, sondern auch am Sabbat ist sie ohne Frucht.
Spruch
9: Christus ist gekommen damit er einige zwar loskaufe, andere aber rette,
wieder andere erlöse. Die Fremden kaufte er los, er machte sie zu den Seinen,
und er sonderte oder: rettete die Seinen ab, die er als Pfand nach seinem
Willen gegeben hat. Er hinter-legte die Seele nicht
erst, als er in Erscheinung trat, als er wollte, sondern seit dem Tage, an dem
die Welt besteht, hinterlegte er die Seele. Dann kam er das erste Mal, um sie
wieder wegzunehmen, da sie als Pfand gegeben worden war. Sie geriet unter die
Räuber und wurde gefangen genommen. Und er rettete sie. Und er erlöste die
Guten in der Welt ebenso wie die Bösen.
Spruch
10: Das Licht und die Finsternis, das Leben und der Tod, rechts und links sind
einander Brüder. Sie sind untrennbar. Deswegen sind weder die Guten gut noch
die Schlechten schlecht, noch ist das Leben ein Leben noch der Tod ein Tod.
Deswegen wird sich jeder einzelne auflösen in seinen Ursprung von Anfang an.
Die aber erhaben sind über die Welt, sind unauflöslich, sind ewig.
Spruch
11: Die Namen, die man den weltlichen Dingen gibt, verursachen eine große
Irreführung. Denn sie wenden ihren Sinn ab von den Feststehenden zu den
Nichtfeststehenden. Und wer, Gott` hört, erkennt nicht das Feststehende,
sondern er hat das Nicht-feststehende erkannt. So
verhält es sich auch mit den Namen der, Vater` und der, Sohn` und der, Heilige
Geist` und das, Leben` und das ,Licht` und die
,Auferstehung` und die ,Kirche` und allen anderen Namen: Man erkennt nicht die
Feststehenden, sondern man erkennt die Nichtfeststehenden, außer man hat das
Feststehende kennen gelernt. Die Namen, die gehört werden, sind in der Welt
täuschen. Wenn sie im Äon wären, so würden sie in dieser Welt niemals als Namen
benutzt werden, noch würden sie unter die weltlichen Dinge eingereiht. Sie
haben ihr Ende im Äon.
Spruch
12: Einen einzigen Namen pflegt man nicht auszusprechen in der Welt, den Namen,
den der Vater dem Sohn gegeben hat. Er ist über alle Namen erhaben. Dies ist
der Name des Vaters. Der Sohn würde nämlich nicht Vater werden, wenn er nicht
den Namen des Vaters tragen würde. Diejenigen, die diesen Namen haben, kennen
ihn, aber sie sprechen nicht von ihm. Diejenigen, die ihn nicht haben, kennen
ihn nicht. Aber die Wahrheit hat einige
Namen in dieser Welt hervorgebracht unseretwegen, weil es nicht möglich ist,
sie ohne die Namen kennen zu lernen. Eine einzige ist die Wahrheit. Sie ist
vielfältig und zwar unseretwegen, um zu belehren über diese Sache allein in
Liebe durch viele.
Spruch
13: Die Archonten wollten den Menschen täuschen, weil sie sahen, daß er eine
Verwandtschaft zu dem wahrhaft Guten be-saß. Sie
nahmen den Namen derer, die gut sind, und gaben ihn denen, die nicht gut sind,
damit sie ihn, den Menschen, täuschen durch die Namen und sie sie binden an
die, die nicht gut sind. Und dann, was für eine Gunst sie ihnen erweisen! Sie
veranlassen sie, sich von denen, die nicht gut sind, zu entfernen, und sie
versetzen sie zu denen, die gut sind. Diese kannten sie; denn sie, die Ar-chonten, wollten den Freien nehmen und sich ihn zum
Sklaven machen bis in Ewigkeit.
Spruch
14: Es gibt Kräfte, die den Menschen, indem sie nicht wollen, daß er erlöst
werde, damit sie werden Wenn nämlich der Mensch gerettet wird, dann werden
keine Opfer mehr geschehen und keine Tiere werden den Kräften geopfert werden.
Denn die Tiere sind es, die sie ihnen darbrachten. Sie brachten sie zwar lebend
dar; aber als sie sie darbrachten, starben sie. Den Menschen brachten sie Gott
dar, der, der Mensch tot war, und er lebte.
Spruch
15: Bevor Christus kam, gab es kein Brot in der Welt. Wie das Paradies, der Ort,
wo Adam war, hatte sie, die Welt viele Bäume als Nahrung für die Tiere. Sie
hatte keinen Weizen als Nahrung für den Menschen. Der Mensch ernährte sich wie
die Tiere. Aber als Christus, der vollkommene Mensch kam, brachte er Brot vom
Himmel, damit sich der Mensch von der Nahrung des Menschen ernähre.
Spruch
16a: Die Archonten dachten, daß sie durch ihre Kraft und ihren Willen das tun,
was sie taten. Der heilige Geist aber bewirkte alles im Verborgenen durch sie,
wie er wollte.
Spruch
16b: Die Wahrheit wird an allen Orten ausgesät, sie, die von Anfang an besteht,
und viele sehen sie, wie sie gesät wird. Wenige aber sind es, die sie sehen,
wie sie auch geerntet wird.
Spruch
17: Einige sagten: ,,Maria ist vom heiligen Geist schwanger geworden.`` Sie sind im Irrtum. Sie wissen nicht, was sie sagen.
Wann ist je eine Frau von einer Frau schwanger geworden? Maria ist die
Jungfrau, die keine Macht befleckte. Sie ist ein großer Fluch für die Hebräer,
das sind die Apostel und die Apostelschüler. Diese Jungfrau, die keine Macht
befleckte die Mächte befleckten sich selbst. Und der Herr hätte nicht gesagt:
,,Mein Vater, der im Himmel ist``, wenn er nicht noch einen anderen Vater
gehabt hätte, sondern er hätte einfach gesagt: ,,Mein Vater!``
Spruch
18: Der Herr sagte zu den Jüngern: ,, Kommt oder: Bringt in das Haus des
Vaters! Nehmt weder etwas weg in dem Haus des Vaters noch tragt etwas weg!``
Spruch 19: ,Jesus`
ist ein verborgener Name, ,Christus` ist ein
offenbarer Name. Deswegen gibt es ,Jesus` nicht
in irgendeiner Sprache, sondern sein Name ist ,Jesus`, wie man ihn nennt. ,Christus` hingegen, sein Name ist auf syrisch ,Messias`,
auf griechisch aber ist er
,Christus`.
Überhaupt haben ihn alle anderen Völker entsprechend der Sprache eines jeden
einzelnen von ihnen. Der ,Nazarener` ist der Offenbare
im Geheimen.
Spruch
20: Christus hat alles in sich: sei es Mensch, sei es Engel, sei es Mysterium,
sei es der Vater.
Spruch
21: Diejenigen, sie sagen: ,,Der Herr ist zuerst gestorben und dann
auferstanden``, sind im Irrtum. Denn er ist zuerst auferstanden und dann
gestorben. Wenn jemand nicht zuerst die Auferstehung erwirbt, wird er sterben.
Gott lebt, jener würde
Spruch
22: Niemand wird eine große, wertvolle Sache verbergen in einem großen Werk.
Aber oftmals hat jemand unzählige Zehntausende in ein Werk vom Werte eines
Hellers geworfen. So verhält es sich auch mit der Seele. Sie ist ein wertvolles
Werk, und sie geriet in einen wertlosen Leib.
Spruch
23: Einige fürchten sich, daß sie nackt auferstehen. Deswegen wollen sie im
Fleisch auferstehen. Und sie wissen nicht, daß diejenigen, die das Fleisch
tragen, gerade die Nackten sind. Es sind diese, die sich selbst entkleiden, die
nicht nackt sind. Nicht Fleisch und Blut werden das Reich Gotte erben. Welches
ist dieses, das nicht erben wird? Das, welches auf uns ist. Welches aber ist
hingegen das, das erben wird? Es ist das, was zu Jesus gehört und seinem Blut.
Deswegen hat er gesagt: ,,Wer mein Fleisch nicht essen und mein Blut nicht
trinken wird, hat kein Leben in sich.`` Was bedeutet
das? Sein Fleisch ist das Wort, und sein Blut ist der heilige Geist. Wer diese
empfangen hat, hat Nahrung und Trinken und Kleidung. Ich tadle auch die
anderen, die sagen: ,, Es, das Fleisch wird nicht auferstehen.``
Dann sind beide Parteien im Unrecht. Du sagst: ,,Das Fleisch wird nicht
auferstehen.`` Aber sage mir: Was wird auferstehen,
damit wir dich ehren? Du sagst: ,,Der Geist im Fleisch und auch dieses Licht im
Fleisch ist es.`` Aber auch das ist ein Wort, das im
Fleisch ist. Denn was immer du sagen wirst, du sagst es nicht außerhalb des
Fleisches. Es ist nötig, in diesem Fleisch aufzuerstehen, da alles in ihm ist.
Spruch
24: Auf dieser Welt sind die, die die Kleider anziehen, wertvoller als die
Kleider. Im Reich der Himmel sind die Kleider wertvoller als die, die sie sich
angezogen haben.
Spruch
25: Durch Feuer und Wasser wird der ganze Ort gereinigt. Die offenbaren Dinge
durch die offenbaren Dinge, die verborg-enen Dinge
durch die verborgenen Dinge. Es gibt einige, die verborgen sind durch die
offenbaren Dinge. Wasser ist im Wasser, Feuer ist im Salböl.
Spruch
26: Jesus trug sie alle heimlich. Er offenbarte sich nämlich nicht so, wie er
war, sondern er offenbarte sich so, wie sie ihn würden sehen können. Er
offenbarte sich aber allen. Er offenbarte sich den Großen als Großer. Er
offenbarte sich den Kleinen als Kleiner. Er offenbarte sich den Engeln als
Engel und den Menschen als Mensch. Deswegen verbarg sich sein Logos vor allen.
Einige sahen ihn zwar, indem sie jedoch glaubten, sie würden sich selbst sehen.
Aber als er sich seinen Jüngern in Herrlichkeit auf dem Berg offenbarte, war er
nicht klein. Er war groß geworden. Aber er machte die Jünger groß, damit sie in
der Lage sein würden, ihn in seiner Größe zu sehen. Er sagte an jenem Tage in der Danksagung:
,,Der du das vollkommene Licht mit dem Heiligen Geist vereinigt hast, vereinige
die Engel auch mit uns, den Abbildern.``
Spruch
27: Verachtet das Lamm nicht! Denn ohne es ist es nicht möglich, den König zu
sehen. Niemand wird seinen Weg zum Kö-nig beschreiten
können, wenn er nackt ist.
Spruch
28: Der himmlische Mensch hat mehr Kinder als der irdische Mensch. Wenn die
Kinder Adams zahlreich sind, obwohl sie sterben, um wie viel mehr die Kinder des
vollkommenen Menschen, diese, die nicht sterben, sondern immerzu gezeugt
werden?
Spruch
29: Der Vater macht ein Kind, und das Kind hat nicht die Möglichkeit, ein Kind
zu machen; denn wer gezeugt worden ist, hat nicht die Möglichkeit zu zeugen,
sondern das Kind schafft sich Brüder, nicht Kinder.
Spruch
30: Alle, die in der Welt gezeugt werden, werden auf natürliche Art und Weise
gezeugt. Und die anderen werden genährt von dem Ort, von dem sie stammen. Es
ist bedingt durch die Zusage an dem himmlischen Ort, daß
der Mensch Nahrung erhält ihn durch den Mund.
Spruch
31: Wenn der Logos aus diesem Ort herausgekommen wäre, würde er durch den Mund
ernährt und vollkommen werden. Denn die Vollkommenen werden durch einen Kuß schwanger und gebären. Deswegen küssen auch wir
einander. Wir empfangen die Schwangerschaft durch die Gnade, die unter uns ist.
Spruch
32: Es waren drei, die allezeit mit dem Herrn wandelten: Maria, seine Mutter,
und ihre Schwester und Magdalene, die man seine Gefährtin nennt. Denn eine
Maria ist seine Schwester und seine Mutter und seine Gefährtin.
Spruch
33: Der, Vater` und der, Sohn` sind einfache Namen; der, Heilige Geist` ist ein
doppelter Name. Sie sind nämlich an allen Orten. Sie sind oben, sie sind unten,
sie sind im Verborgenen, sie sind in den offenbaren Dingen. Der Heilige Geist
ist in dem Offenbaren: Er ist unten. Er ist in dem Verborgenen: Er ist oben.
Spruch
34: Den Heiligen werden Dienste durch die bösen Mächte geleistet, denn sie sind
blind durch den Heiligen Geist, damit sie glauben, daß sie einem gewöhnlichen
Menschen dienen, wenn sie einem Heiligen dienen. Deswegen bat ein Jünger den
Herrn eines Tages um eine Sache der Welt. Er sagte zu ihm: ,,Bitte deine
Mutter, und sie wird dir von fremden Dingen geben.``
Spruch
35: Die Apostel sprachen zu den Jüngern: ,,Möge unser ganzes Opfer Salz
enthalten.`` Denn sie nannten Sophia Salz. Ohne sie
ist kein Opfer annehmbar.
Spruch
36: Sophia aber ist unfruchtbar, ohne Kind. Deshalb nennt man sie von Salz`. Wo
immer sie werden in ihrer eigenen Art, der Heilige Geist und ihre Kinder sind
zahlreich.
Spruch
37: Was der Vater besitzt, gehört dem Sohn. Und solange der Sohn selbst klein
ist, vertraut man ihm das Seine nicht an. Aber wenn er zum Mann geworden ist,
gibt sein Vater ihm alles, was er besitzt.
Spruch
38: Die Verirrten, die der Geist zeugt, pflegen auch durch ihn in die Irre zu
gehen. Deswegen entzündet sich und erlöscht das Feuer
durch denselben Hauch.
Spruch
39: Eine Sache ist Echamot, und eine andere Sache ist
Echmot. Echamot ist die
Sophia schlechthin. Echmot aber ist die Sophia des
Todes, das ist die Sophia des Todes, das ist die, die den Tod kennt, die man
die, kleine Sophia` nennt.
Spruch
40: Es gibt Tiere, die sich dem Menschen unterordnen, wie das Kalb und der Esel
und andere dieser Art. Es gibt andere, die sich nicht unterordnen, die allein
in den Wüsten leben. Der Mensch pflügt das Feld mit den Tieren, die sich
unterordnen, und da-durch ernährt er sich und die
Tiere, sowohl die, die sich unterordnen, als auch die, die sich nicht
unterordnen. So verhält es sich auch mit dem vollkommenen Menschen. Durch die
Kräfte, die sich unterordnen, pflügt er und sorgt dafür, daß alles entsteht.
Denn deswegen besteht der ganze Ort, sowohl die Guten wie auch die Schlechten,
die Rechten und die Linken. Der Heilige Geist weidet alle und herrscht über
alle Kräfte, die sich unterordnen und die sich nicht unterordnen und die allein
sind. Denn er und schließt sie ein, damit, wenn wollen, sie nicht in der Lage
sind zu entkommen.
Spruch
41: Der, der geschaffen/ geformt wurde, ist schön, aber du würdest seine Kinder
nicht finden, indem sie edle Gebilde sind. Wenn er nicht gebildet, sondern
gezeugt worden wäre, würdest du seine Nachkommenschaft edel finden. Nun aber
wurde er ge-bildet, und er zeugte. Was für ein Adel
ist das?
Spruch
42: Zuerst entstand der Ehebruch, danach der Mörder oder: Mord. Und sie zeugten
ihn aus dem Ehebruch. Denn er war das Kind der Schlange. Daher wurde er zum Menschenmörder
wie auch sein Vater, und er tötete seinen Bruder. Jeder Geschlechtsverkehr, der
zwischen einander nicht Gleichen stattgefunden hat, ist Ehebruch.
Spruch
43: Gott ist ein Färber. Wie die guten Farben, welche die, wahren` genannt
werden, untergehen mit den Dingen, die mit ihn-en
gefärbt worden sind, so verhält es sich mit denen, die Gott gefärbt hat. Da
seine Farbgebungen unsterblich sind, sind sie durch seine Farben unsterblich.
Gott aber tauft die, die er tauft, im Wasser.
Spruch
44: Es ist nicht möglich, daß jemand etwas von den Feststehenden sieht, es sei
denn, daß dieser wie jene wird. So verhält es sich nicht mit dem Menschen, der
auf der Welt ist: Er sieht die Sonne, ohne selbst Sonne zu sein; und er sieht
den Himmel und die Erde und alle übrigen Dinge, ohne selbst jene zu sein. So
verhält es sich mit der Wahrheit: Vielmehr hast du etwas von jenem Ort gesehen,
und du wurdest zu jenen Dingen. Du hast den Geist gesehen, du wurdest Geist, du
hast Christus gesehen, du wurdest Christus. Du hast den Vater gesehen, du wirst
Vater werden. Deshalb siehst du an diesem Ort alle Dinge, und du siehst nicht
dich selbst. Aber an jenem Ort siehst du dich selbst und was du siehst, wirst
du werden.
Spruch
45: Der Glaube empfängt, die Liebe gibt. Niemand wird ohne den Glauben
empfangen können. Niemand wird ohne Liebe geben können. Daher, damit wir nun
empfangen, glauben wir. Damit wir lieben, geben wir. Denn wenn jemand nicht aus
Liebe gibt, hat er keinen Nutzen von dem, was er gegeben hat.
Spruch 46: Wer den Herrn nicht
empfangen hat, ist noch ein Hebräer.
Spruch
47: Die Apostel, die vor uns waren, nannten ihn so: ,Jesus,
der Nazoräer, Messias`, was heißt: Jesus, der Nazoräer, Christus. Der letzte Name ist Christus; der erste
Name ist Jesus; der in der Mitte ist der Nazoräer,
Messias hat zwei Bedeutungen: sowohl Christus als auch der Gemessene. Jesus
heißt auf hebräisch die Erlösung. Nazara
heißt, die Wahrheit. Der, Nazarener heißt daher, die Wahrheit. Christus hat man
gemessen. Den Nazarener und Jesus hat man gemessen.
Spruch
48: Wenn die Perle in den Schmutz hinab geworfen wird, wird sie nicht
minderwertiger, noch wird sie, wenn sie mit Balsam gesalbt wird, wertvoller
werden, sondern sie hat allezeit den gleichen Wert bei ihrem Besitzer. So
verhält es sich auch mit den Kindern Gottes, wo immer sie sind. Sie haben
weiterhin den gleichen Wert bei ihrem Vater.
Spruch
49: Wenn du sagst: ,,Ich bin ein Jude``, wird sich niemand bewegen. Wenn du
sagst: ,,Ich bin ein Römer``, wird sich nie-mand
erschrecken. Wenn du sagst: ,,Ich bin ein Grieche, ein Barbar, ein Sklave, ein
Freier``, wird sich niemand aufregen. Wenn du sagst: ,,Ich bin ein Christ``,
wird jeder erbeben. Dieser, dessen Namen nicht ertragen können, zu hören.
Spruch
50: Gott ist ein Menschenfresser. Deshalb schlachtet man ihm Menschen. Bevor
der Mensch geschlachtet wurde, schlachtete man Tiere, denn keine Götter waren
die, denen man schlachtete.
Spruch
51: Die Glasgefäße und die Tongefäße pflegen beide durch das Feuer zu
entstehen. Aber wenn die Glasgefäße zerbrechen, werden sie gewöhnlich wieder
geschaffen. Denn sie sind aus einem Hauch entstanden. Wenn die Tongefäße
hingegen zerbrechen, pflegen sie zugrunde zu gehen. Denn sie sind ohne Hauch
entstanden.
Spruch
52: Ein Esel, der unter einem Mahlstein im Kreise ging, legte 100 Meilen gehend
zurück. Als er losgemacht wurde, fand er sich wieder an demselben Platz vor. Es
gibt Menschen, die viele Reisen zu machen pflegen und schreiten doch an keinem
Ort weit-er. Als es für sie Abend wurde, hatten sie
keine Stadt noch Dorf noch Schöpfung noch Natur, Kraft und Engel gesehen.
Vergeblich haben sich die Armseligen abgemüht.
Spruch
53: Die Eucharistie ist Jesus. Denn auf syrisch wird er genannt, Pharisatha`, das heißt ,der
Ausgebreitete`. Jesus kam näm-lich, indem er ein der
Welt Gekreuzigter ist.
Spruch
54: Der Herr ging in die Färberei Levis. Er nahm 72 Farben und warf sie in den
Kessel. Er brachte sie alle weiß heraus und sagte: ,So
ist auch der Sohn des Menschen als Färber gekommen.`
Spruch
55: Die
Sophia, die man die, Unfruchtbare` nennt, sie ist die Mutter der Engel. Und die Gefährtin
von Christus ist Maria Magdalena. Der Herr liebte sie mehr als alle anderen
Jünger, und er küßte sie oftmals auf ihren Mund. Die
übrigen Jünger, sie sagten zu ihm: ,,Weshalb liebst du sie mehr als uns alle?`` Es antwortete der Erlöser, er sprach zu ihnen: ,,Weshalb
liebe ich euch nicht so wie sie?``
Spruch
56: Wenn ein Blinder und einer, der sieht, beide im Finsteren sind, sind sie nicht
voneinander unterschieden. Wenn aber das Licht kommt, wird der, der sieht, das
Licht sehen, und der Blinde wird im Finsteren bleiben.
Spruch
57: Der Herr sagte: ,,Gesegnet ist der, der existiert, bevor er entstand. Denn
der, der existiert, war und wird sein.``
Spruch
58: Die Erhabenheit des Menschen ist nicht offenbar, sondern ist im
Verborgenen. Deswegen ist er Herr über die Tiere, die stärker sind als er, die
groß sind entsprechend dem Offenbaren und dem
Verborgenen. Und dies gibt ihnen Bestand. Wenn der Mensch sich aber von ihnen
trennt, pflegen sie einander zu töten und einander zu beißen. Und sie fraßen
einander, weil sie keine Nahrung fanden. Jetzt aber haben sie Nahrung gefunden,
weil der Mensch die Erde bearbeitet hat.
Spruch
59: Wenn einer in das Wasser herabgeht und
heraufkommt, ohne etwas empfangen zu haben, und spricht: ,,Ich bin ein
Christ``, so hat er den Namen auf Zinsen geliehen. Wenn er aber den Heiligen
Geist empfängt, hat er den Namen als Geschenk. Wer ein Geschenk erhalten hat,
dem wird es nicht weggenommen. Wer aber etwas auf Zinsen geliehen hat, von dem
verlangt man es zu-rück. So widerfährt es auch einem,
wenn er im Mysterium ist.
Spruch
60: Groß ist das Mysterium der Hochzeit. Denn ohne es würde die Welt nicht
existieren. Nun die Zusammenfügung der Welt , der Zusammenfügung der Hochzeit.
Denke an Gemeinschaft, denn sie besitzt Kraft. Ihr Abbild besteht in einer Befleckung.
Spruch
61: Die Gestalten der unreinen Geister sind männliche und weibliche. Die
Männlichen sind die, die sich mit den Seelen vereinigen, welche in einer
weiblichen Gestalt wandeln. Die Weiblichen hingegen sind diejenigen, die mit
einer männlichen Gestalt vereinigt sind durch einen Ungehorsam. Und niemand
wird ihnen entfliehen können, da man ihn ergreifen wird, falls er nicht eine
männliche Kraft empfängt und eine weibliche das sind der Bräutigam und die
Braut. Man erhält diese aber aus dem abbildlichen
Brautgemach. Wenn die törichten Frauen einen Mann sehen, der alleine lebt,
pflegen sie sich auf ihn zu stürzen, und sie scherzen mit ihm und beflecken
ihn. Ebenso verhält es sich mit den törichten Männern: Wenn sie eine allein
lebende schöne Frau sehen, beschwatzen sie sie und vergewaltigen sie, weil sie
sie beflecken wollen. Wenn sie aber sehen, daß der Mann und seine Frau zusam-menleben, können die Frauen nicht zum Mann gehen und
die Männer nicht zur Frau gehen. So verhält es sich auch, wenn das Abbild und
der Engel sich miteinander vereinigen. Niemand wird es wagen können, zu dem
Mann oder zu der Frau zu gehen. Der, der
aus der Welt kommt und so nicht länger ergriffen werden kann, obwohl er in der
Welt war, ist offenkundig erhaben über die Begierde und die Furcht. Er ist Herr
über die Natur, er ist besser als der Eifer. Wenn kommt, ergreifen sie ihn und
erdrosseln ihn. Und wie sollte auch dieser in der Lage sein, zu entfliehen den
großen Mächten? Und wie sollte er in der Lage sein, Es gibt einige, die sagen:
,,Wir sind Gläubige``, damit den unreinen Geistern und Dämonen. Wenn sie
nämlich den Heiligen Geist hätten, würde sich kein unreiner Geist mit ihnen
verbinden.
Spruch
62: Fürchte dich nicht vor dem Fleisch noch liebe es. Wenn du dich vor ihm
fürchtest, wird es Herr über dich werden; wenn du es liebst, wird es dich
verschlingen und dich erwürgen. Entweder
ist er in dieser Welt oder in der Auferstehung oder an den Orten, die in der
Mitte sind. Möge es nicht geschehen, daß ich in ihnen gefunden werde! In dieser
Welt gibt es Gutes und Schlechtes. Ihre guten
Dinge sind nicht die guten, ihre schlechten Dinge sind nicht schlecht.
Es gibt aber Schlechtes nach dieser Welt, das wirklich schlecht ist, das man
die Mitte nennt. Das ist der Tod. Da wir uns in dieser Welt befinden, ist es
für uns angemessen, die Auferstehung zu erwerben, damit, wenn wir das Fleisch ablegen,
wir in der Ruhe gefunden werden und wir nicht in der Mitte wan-deln.
Denn viele verirren sich auf dem Weg. Es ist nämlich gut, aus der Welt
herauszukommen, bevor der Mensch gesündigt hat.
Spruch
64: Einige wollen weder noch können sie. Andere haben keinen Nutzen, wenn sie
wollen, weil sie es, das Gewollte nicht getan haben. Denn sie zu Sündern. Und
wenn sie nicht wollen, wird die Gerechtigkeit sich vor beiden oder: in beiden
Fällen verbergen oder: entfernen. Und es ist immer eine Angelegenheit des Willens,
nicht des Tuns.
Spruch
66: Aus Wasser und Feuer sind die Seele und der Geist entstanden. Aus Wasser
und Feuer ist der Sohn der Brautkammer entstanden. Das Feuer ist das Salböl;
das Licht ist das Feuer. Ich spreche nicht von dem Feuer, das keine Gestalt
hat, sondern von dem anderen Feuer, dessen Gestalt weiß ist, welches schönes
Licht ist und das die Schönheit gibt.
Spruch
67: Die Wahrheit kam nicht nackt in die Welt, sondern sie kam in Sinnbildern
und Abbildern. Sie, die Welt, wird sie, die Wahrheit, nicht anders empfangen
können. Es gibt eine Wiedergeburt und eine Abbild-Wiedergeburt. Es ist
wahrhaftig angemessen, durch das Abbild wiedergeboren zu werden. Was ist sie?
Die Auferstehung! Und das Abbild muß durch das Abbild aufersteh-en.
Das Brautgemach und das Abbild müssen durch das Abbild in die Wahrheit
eingehen, das ist die Wiederherstellung. Nicht allein müssen die, welche die
Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes hervorbringen, so
handeln, sondern auch die, welche sie für dich hervorgebracht haben. Wenn
jemand sie sich nicht erwirbt, wird ihm auch der Name Christ weggenommen wer-den. Man erhält sie aber in der Salbung der Kraft des
Kreuzes, welche die Apostel, die Rechte` und ,die
Linke` nennen. Denn dieser ist nicht mehr ein Christ, sondern ein Christus.
Spruch
68: Der Herr hat alles in einem Mysterium gemacht, die Taufe und die Salbung
und die Eucharistie, und eine Erlösung und ein Brautgemach.
Spruch
69: Jesus aber sagte: ,,Ich bin gekommen, um die unteren Dinge]wie die oberen
Dinge und die der Außenseite wie die die der Innenseite zu machen. Ich bin
gekommen, um sie an jenem Ort zu vereinigen an diesem Ort und Typen Diejenigen, die sagen: ,,Es gibt einen
himmlischen Menschen, und es gibt einen oberhalb von ihm``, irren sich. Denn
der, der offenbar ist, ist jener himmlische Mensch, den man nennt
,der, der unten ist`. Und der, zu dem das Verborgene gehört, ist jener,
der sich über ihm befindet. Besser nämlich wäre es zu sagen: ,,Die Innenseite
und die Außenseite und das, was außerhalb der Außenseite ist``. Deswegen hat
der Herr das Verderben genannt: ,Die Finsternis, die
außen ist` es gibt nichts anderes
außerhalb von ihr. Er sagte: ,,Mein Vater, der im Verborgenen ist.`` Er sagte: ,,Gehe in deine Kammer, und schließe die Tür
ab, und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist`` das heißt der, der
innerhalb von ihnen allen ist. Aber das, was in ihnen allen ist, ist das Pleroma. Nach ihm gibt es keinen anderen in seinem Inneren.
Das ist der, von dem man sagt: ,das über ihnen ist.`
Spruch
70: Vor Christus kamen einige aus einem Ort heraus, in den sie nicht mehr
hineingehen konnten. Und wohin sie gingen, dort konnten sie nicht mehr
herauskommen. Dann kam Christus. Die hineingegangen waren, brachte er heraus;
und die herausgegangen waren, brachte er hinein.
Spruch
71: Als Eva noch in Adam war, gab es keinen Tod. Als sie von ihm getrennt
wurde, entstand der Tod. Wenn sie wiederum hineingeht und ihn annimmt, wird
kein Tod mehr sein.
Spruch
72: ,,Mein Gott, mein Gott, warum, Herr, hast du mich verlassen?`` Er sprach dieses am Kreuz. Denn er war abgetrennt von
diesem Ort. der, der gezeugt worden war durch den, der durch Gott. Der heraus
aus den Toten. sein, aber indem er vollkommen ist. Fleisch, aber diese ist
wahres Fleisch, es ist nicht wahr, sondern nur ein Abbild der Wahrheit.
Spruch
73: Es gibt gewöhnlich kein Brautgemach für die Tiere noch für die Sklaven und
befleckte Frauen, sondern es ist freien Menschen und Jungfrauen bestimmt.
Spruch
74: Durch den Heiligen Geist werden wir zwar wiedergeboren, geboren aber werden
wir durch Christus. In den beiden Fäll-en werden wir
vom Geist gesalbt. Als wir geboren wurden, wurden wir vereinigt.
Spruch
75: Niemand wird sich sehen können, sei es im Wasser oder sei es in einem
Spiegel ohne Licht; noch wirst du dich anderer-seits
sehen können im Licht ohne Wasser und Spiegel. Deswegen ist es angemessen, mit
beiderlei zu taufen: mit dem Licht und mit dem Wasser. Das Licht aber ist die
Salbung.
Spruch
76: Es gab drei Häuser als Opferstätten in Jerusalem. Das eine, das sich zum
Westen hin öffnende, nannte man ,das Heilige`. Das andere, das zum Süden hin
offen war, nannte man das, Heilige des Heiligen`; das dritte war nach Osten hin
geöffnet und wurde das ,Heilige der Heiligen` genannt,
der Ort, den der Hohepriester allein betritt. Die Taufe ist das, heilige` Haus,
die Erlösung ist das ,Heilige des Heiligen`, das
,Heilige der Heiligen` ist das Brautgemach. Die Taufe enthält die Auferstehung
und die Erlösung. Die Erlösung ist im Brautgemach, das Brautgemach aber in dem,
was erhabener als sie ist. du wirst nicht finden. Sind diejenigen, die beten
Jerusalem Jerusalem, indem Jerusalem die man nennt die ,Heiligen der Heiligen`. der Vorhang zerriß Brautgemach
außer das Abbild oben. Denn sein Vorhang zerriß von
oben nach unten; denn es ist angemessen für einige, von unten nach oben zu
gehen.
Spruch
77: Die Kräfte sehen diejenigen, die das vollkommene Licht angelegt haben,
nicht und können sie nicht festhalten. Einer aber wird das Licht anlegen im
Mysterium, in der Vereinigung.
Spruch
78: Hätte die Frau sich nicht vom Mann getrennt, würde sie nicht mit dem Mann
sterben. Seine Trennung wurde zum Anfang des Todes. Deswegen ist Christus
gekommen, damit er die Trennung, die von Anfang an bestand, wieder beseitige
und sie
beide
vereinige und denjenigen, die in der Trennung
gestorben sind, Leben gebe und sie vereinige.
Spruch
79: Die Frau aber vereinigt sich mit ihrem Gatten im Brautgemach. Die sich aber
im Brautgemach vereinigt haben, werden sich nicht mehr trennen. Deshalb trennte
sich Eva von Adam, denn sie hatte sich nicht mit ihm verbunden im Brautgemach.
Spruch
80: Die Seele Adams entstand aus einem Hauch. Ihr Partner ist der Geist Pneuma.
Seine Mutter ist der Geist, der ihm gegeben wurde. Seine Seele wurde von ihm
genommen, sie gaben ihm einen Geist an ihrer Stelle. Als er sich mit dem Geist
vereinigte, sprach er einige Worte, die erhabener als die Kräfte waren. Sie
beneideten ihn um den pneumatischen Partner.
Spruch
81: Jesus offenbarte sich Jordan. Das Pleroma des
Reiches der Himmel. Der, der]vor dem All gezeugt war, wurde wieder geboren.
Der, der einst gesalbt wurde, wurde wieder gesalbt. Der, der gerettet worden
war, rettete wieder andere.
Spruch
82: Wenn es angemessen ist, ein Geheimnis auszusprechen: Der Vater des Alls
vereinigte sich mit der Jungfrau, die herabgekommen war. Und ein Feuer
erleuchtete ihn an jenem Tag. Er offenbarte das große Brautgemach. Daher kam
sein Körper, der an jenem Tage entstanden war, aus dem Brautgemach, wie einer,
der aus dem Bräutigam und der Braut entstanden war. Ebenso richtete Jesus das
All auf in ihm durch diese. Und es ist angemessen, daß jeder einzelne Jünger in
seine Ruhestätte eingeht.
Spruch
83: Adam entstand aus zwei Jungfrauen: aus dem Geist und der jungfräulichen
Erde. Deswegen wurde Christus aus einer Jungfrau geboren, damit er den
Fehltritt, der am Anfang geschehen war, wieder in Ordnung bringe.
Spruch
84: Es gibt zwei Bäume im Paradies: Der eine bringt Tiere hervor, der andere
bringt Menschen hervor. Adam aß von dem Baume, der Tiere hervorbrachte. Er
wurde zum Tier und brachte Tiere hervor. Deswegen verehren die Söhne Adams die
Tiere. Menschen Gott erschuf den Menschen, und die Menschen erschufen Gott.
Spruch
85: So verhält es sich mit der Welt: Die Menschen erschaffen Götter und sie
verehren ihre Schöpfungen. Es wäre angemessen, daß die Götter die Menschen
verehren, wie es der Wahrheit entspricht.
Spruch
86: Die Werke des Menschen entstehen gewöhnlich aus seiner Kraft. Deswegen
nennt man sie auch, die Kräfte`. Seine Wer-ke aber
sind seine Kinder, die aus Ruhe entstanden sind. Deswegen wohnt oder: wirkt
seine Kraft in seinen Werken, während die Ruhe aber in den Kindern offenbar
ist. Und du wirst finden, daß das bis an das Abbild heranreicht. Und das ist
der abbildliche Mensch, der seine Werke aus seiner
Kraft heraus tut, aus Ruhe aber seine Kinder zeugt.
Spruch
87: In dieser Welt dienen die Sklaven den Freien. Im Reich der Himmel aber werden
die Freien den Sklaven dienen. Die Kinder des Brautgemachs werden den Kindern
der Hochzeit dienen. Die Kinder des Brautgemachs haben einen einzigen Namen:
Ruhe herrscht. Einander brauchen sie keine andere Form, denn sie haben die
Schau.
Spruch
89: Die hinabgehen zum Wasser und heraus aus dem Wasser, wird geheiligt sein,
die, die haben in seinem Namen. Er sprach nämlich: ,,So werden wir alle
Gerechtigkeit erfüllen.``
Spruch
90: Die, die behaupten: ,,Man wird zuerst sterben und dann auferstehen``, irren
sich. Wenn man nicht die Auferstehung zu Lebzeiten empfängt, wird man nichts
empfangen, wenn man stirbt. Entsprechend redet man auch von der Taufe, wenn
gesagt wird: ,,Groß ist die Taufe; denn wenn man sie empfängt, wird man leben.``
Spruch
91: Der Apostel Philippus sprach: ,,Josef der
Zimmermann pflanzte einen Garten, weil er Holz benötigte für sein Handwerk. Er
ist es, der das Holz aus den Bäumen, die er anpflanzte, hergestellt hat. Und
sein eigener Same hing an dem, was er angepflanzt hatte. Sein Same war Jesus,
die Pflanze aber das Kreuz.``
Spruch
92: Aber der Baum des Lebens ist in der Mitte des Paradieses. Und es ist der
Ölbaum, dem die Salbung entstammt. Durch sie entstand die Auferstehung.
Spruch
93: Diese Welt ist ein Leichen-Esser. Alle Dinge, die man in ihr ißt, sterben auch wieder. Die Wahrheit ist ein Leben-Esser. Daher wird niemand von denen, die sich an der
Wahrheit nähren, sterben. Jesus ist aus jenem Ort gekommen und brachte Nahrung von dort. Und denen, die wollten, gab
er Leben, damit sie nicht sterben.
Spruch
94: Der Garten ist der Ort, in dem man zu mir sagen wird: iß dies!`` oder ,,Iß
das nicht!`` ganz wie du willst. Das ist der Ort, wo ich alle Dinge essen
werde, da sich dort der Baum der Erkenntnis befindet. Jener tötete Adam; an
diesem Ort belebte der Baum der Erkenntnis den Menschen. Das Gesetz war der
Baum. Er hat die Fähigkeit, die Erkenntnis des Guten und des Bösen zu
verleihen. Aber weder entfernte er ihn vom Bösen, noch ließ er ihn im Guten,
sondern er bewirkte Tod für die, die von ihm aßen. Denn dadurch, daß er sagte:
,,Iß dieses!`` oder ,,Iß dieses nicht!``, wurde er zum
Anfang des Todes.
Spruch
95: Die Salbung steht über der Taufe. Denn aufgrund der Salbung wurden wir,
Christen` genannt, nicht wegen der Taufe. Und man nannte Christus wegen der
Salbung so. Denn der Vater salbte den Sohn. Der Sohn aber salbte die Apostel.
Die Apostel aber salbten uns. Wer gesalbt worden ist, hat das All. Er hat die
Auferstehung, das Licht, das Kreuz, den Heiligen Geist. Der Vater gab ihm dieses
Brautgemach, er erhielt es.
Spruch 96: Der Vater nahm
Wohnung im Sohn und der Sohn im Vater. Dieses ist das Reich der Himmel.
Spruch
97: Treffend sagte der Herr: ,,Einige gingen lachend in das Reich der Himmel,
und sie kamen heraus. Wenn er die Welt ver-achtet und
sie mißachtet als Scherz heraus, indem er lacht.
Spruch
98: So verhält es sich auch mit dem Brot und dem Kelch und dem Öl, wenn es auch
etwas anderes gibt, was bedeutender als diese ist.
Spruch
99: Die Welt entstand durch eine Verfehlung. Denn der, der sie schuf, wollte
sie unvergänglich und unsterblich schaffen. Er kam zu Fall und erreichte das
Erhoffte nicht. Denn es gab nämlich nicht die Unvergänglichkeit der
Welt, und
es gab nicht die Unvergänglichkeit dessen, der die Welt geschaffen hatte. Es
gibt nämlich nicht die Unvergänglichkeit der Dinge, sondern der Kinder. Und
kein Ding wird Unvergänglichkeit erhalten können, wenn es nicht Kind wird. Wer
aber nicht im Stande ist zu empfangen, um so weniger wird er geben können.
Spruch
100: Der Kelch des Gebetes enthält Wein, enthält Wasser, das als Sinnbild des
Blutes dient, über dem gedankt wird. Und er ist gefüllt mit dem Heiligen Geist,
und er gehört ganz dem vollkommenen Menschen. Wenn wir diesen trinken, werden
wir für uns den vollkommenen Menschen empfangen.
Spruch
101: Das
lebendige Wasser ist ein Körper. Wir müssen den lebendigen Menschen anziehen.
Deshalb entkleidet er sich, wenn er kommt, zum Wasser hinunter zusteigen, damit er jenen anzieht.
Spruch
102: Ein
Pferd zeugt ein Pferd. Ein Mensch zeugt einen Menschen. Ein Gott zeugt
einen Gott. Ebenso verhält es sich mit dem Bräutigam und der Braut. Christen,
man nannte diese das auserwählte Geschlecht von
und den wahren Menschen und den Sohn des Menschen und den Samen des Sohnes der Menschen.
,Dieses wahre Geschlecht` wird es in der Welt genannt.
Spruch
103: Während die Vereinigung in dieser Welt eine von Mann und Frau ist der Ort für die Kraft und die Schwäche, ist
die Gestalt der Vereinigung im Äon etwas anderes.
Spruch
104a: Wir nennen sie aber mit diesen Namen. Es gibt aber auch andere. Sie sind
höher als alle Namen, die genannt werden,
und
sie sind dem Starken überlegen. Dort nämlich, wo Gewalt ist, sind auch die, die
wertvoller als die Kraft sind.
Spruch
104b: jene betrifft: Der eine ist es nicht, der andere ist es. Aber sie beide
sind dieser einzige. Dieser ist es, der nicht über den fleischlichen Sinn wird
hinauskommen können.
Spruch
105: Ist es nicht angemessen für alle, die das alles haben, daß sie sich selbst
erkennen? Einige aber, wenn sie sich nicht selbst erkennen, werden nicht
genießen, was sie haben. Die anderen, die sich erkannt haben, werden sie, ihre
Besitztümer, genießen.
Spruch
106: Der vollkommene Mensch wird nicht nur nicht festgehalten werden können,
sondern wird auch nicht gesehen werden können. Denn wenn er gesehen wird, wird
er festgehalten werden. Auf andere Art wird sich niemand diese Gnade erwerben
können, außer wenn er sich mit dem vollkommenen Licht bekleidet und selbst zum
vollkommenen Licht wird. Der, der es angezogen hat, wird gehen Dieser ist der
Vollkommene
Spruch
108: Der heilige Mensch Priester ist vollkommen heilig, bis zu seinem Körper.
Denn wenn er das Brot empfangen hat, wird er es heilig machen oder den Kelch
oder alles Übrige, das er empfängt, indem er es reinigt. Und wie soll er nicht
auch den Körper reinigen?
Spruch
109: Wie Jesus das Wasser der Taufe vollendet hat, so goß
er den Tod weg. Deswegen steigen wir zwar hinunter in das Wasser, wir gehen
aber nicht hinunter in den Tod, damit wir nicht ausgegossen werden in den Geist
der Welt. Wenn er weht, läßt er den Winter entstehen;
wenn der Heilige Geist weht, wird es Sommer.
Spruch
110: Wer die Erkenntnis der Wahrheit hat, ist frei. Der Freie aber sündigt
nicht; denn ,,wer die Sünde tut, ist der Sklave der Sünde.``
Die Mutter ist die Wahrheit, die Erkenntnis aber ist der Vater. Diejenigen, die
denken, daß es nicht zu ihnen paßt zu sünd-igen, nennt die Welt, Freie` die, die denken.
Erkenntnis der Wahrheit erhebt die Herzen, das heißt: Sie macht sie frei und läßt sie sich über den ganzen Ort erheben. Die Liebe aber
erbaut. Wer aber frei geworden ist durch die Erkenntnis, ist ein Knecht wegen
der Liebe zu denen, die die Freiheit der Erkenntnis noch nicht aufnehmen
konnten.
Spruch
111: Die geistige Liebe ist wie Wein und Duft. Es genießen sie alle, die sich
mit ihr salben werden. Es genießen sie auch diejenigen, die neben ihnen stehen,
solange die Gesalbten dastehen. Wenn die mit Salbe Gesalbten aufhören, bei
ihnen zu stehen, und weggehen, bleiben jene, die nicht gesalbt sind und nur
neben ihnen stehen, wieder in ihrem Gestank zurück. Der Samariter gab dem
Verwundeten nichts als Wein und Öl. Es ist nichts anderes als die Salbung. Und
er heilte die Wunden. Die Liebe nämlich bedeckt eine Menge Sünden.
Spruch
112: Dem, den die Frau liebt, gleichen die, die sie gebären wird. Wenn es ihr
Gatte ist, gleichen sie ihrem Gatten. Wenn es ein Ehebrecher ist, gleichen sie
dem Ehebrecher. Oft, wenn eine Frau mit ihrem Gatten aufgrund einer
Notwendigkeit erzwungen schläft, ihr Sinn aber bei dem Ehebrecher ist, mit dem
sie sich zu vereinigen pflegt, so gebiert sie den, den sie gebären wird, indem
er dem Ehebrecher gleicht. Ihr aber, die ihr mit dem Sohne Gottes seid, liebt
nicht die Welt, sondern liebt den Herrn, damit die, die ihr zeugen werdet,
nicht der Welt ähnlich werden, sondern dem Herrn.
Spruch
113: Der Mensch verbindet sich mit dem Menschen, das Pferd verbindet sich mit
dem Pferd, der Esel mit dem Esel. Die Arten mischen sich mit ihren Artgenossen.
Ebenso verbindet sich der Geist mit dem Geist, und der Logos verkehrt mit dem
Logos, und das Licht verkehrt mit dem Licht. Wenn du Mensch wirst, wird der
Mensch dich lieben. Wenn du Geist wirst, wird der Geist sich mit dir
vereinigen. Wenn du Logos wirst, wird sich der Logos mit dir verbinden. Wenn du
ein Licht wirst, ist es das Licht, das mit dir verkehren wird. Wenn du einer
von denen von oben wirst, werden die von oben sich auf dir zur Ruhe
niederlassen. Wenn du Pferd wirst oder Esel oder Kalb oder Hund oder Schaf oder
ein anderes von den Tieren, die außen sind und unten, werden dich wed-er der Mensch noch der Geist noch der Logos noch das
Licht noch die von oben noch die von innen lieben können. Sie werden sich nicht
in dir niederlassen können, und du hast keinen Anteil an ihnen.
Spruch
114: Wer gegen seinen Willen Sklave ist, wird frei werden können. Wer frei
geworden ist durch die Gnade seines Herrn und sich selbst verkauft hat in eine
Sklaverei, wird nicht mehr frei werden können.
Spruch
115: Die Landwirtschaft der Welt besteht durch vier Dinge. Man erntet in die
Vorratskammer durch Wasser und Erde und Wind und Licht. Die Landwirtschaft
Gottes besteht ebenso durch vier: durch Glauben und Hoffnung und Liebe und
Erkenntnis. Unsere Erde ist der Glaube, in dem wir Wurzel fassen. Das Wasser
aber ist die Hoffnung, durch sie ernähren wir uns. Der Wind ist die Liebe,
durch ihn wachsen wir. Das Licht aber ist die Erkenntnis, durch sie reifen wir.
Spruch
116: Die Gnade existiert auf vier Weisen, sie ist irdisch, sie ist Herr
himmlisch der höchste Himmel; in Selig ist der, der keine Seele betrübt hat.
Dieser ist Jesus Christus. Er kam zu dem ganzen Ort und belästigte niemanden.
Deswegen ist der so Beschaffene selig, denn er ist
ein vollkommener Mensch. Denn dieser ist der Logos.
Spruch
117: Fragt uns über ihn, da es schwierig ist, diesen aufzurichten. Wie werden
wir dieses große Werk vollbringen können?
Spruch
118: Wie wird er oder: man einem jeden Ruhe geben? Vor allen Dingen darf man
niemanden betrüben, sei es ein Großer, sei es ein Kleiner, ein Ungläubiger oder
Gläubiger; sodann ist es nicht angemessen, nur denen Ruhe zu geben, die im
Guten ruhen. Es gibt welche, für die gut ist, dem Ruhe
zu geben, der gut ist. Dem, der das Gute tut, ist es nicht möglich, diesen Ruhe
zu geben. Denn er kommt nicht nach seinem Belieben. Es ist ihm aber unmöglich
zu betrüben, da er nicht veranlaßt, sie zu bedrängen.
Aber der, der gut ist, betrübt sie manchmal. Er ist nicht so, sondern ihre
eigene Schlechtigkeit ist es, die sie betrübt. Wer die entsprechende Natur hat,
gibt Freude dem Gutem. Einige aber betrüben sich
darüber auf schlechte Weise.
Spruch
119: Ein Hausherr erwarb alle Sachen, seien es Kinder oder Sklaven oder Vieh
oder Hunde oder Schweine, sei es Weizen, sei es Gerste oder Stroh oder Gras
oder Fleisch oder Eicheln. Weise aber war er, und er kannte die Nahrung jedes
einzelnen. Den Kindern legte er Brot vor, den Sklaven legte er Korn vor. Und
den Tieren warf er Gerste vor und Stroh und Gras. Den Hunden warf er Knochen
vor, den Schweinen aber warf er Eicheln hin und Brot. Ebenso verhält es sich
mit dem Jünger Gottes. Wenn er weise ist, versteht er die Jüngerschaft. Die
körperlichen Gestalten werden ihn nicht täuschen, sondern er wird auf die
Beschaffenheit der Seele eines jeden einzelnen blicken und entsprechend mit ihm
reden. Es gibt viele Tiere auf der Welt, die menschliche Gestalt haben. Wenn er
diese erkennt, wird er den Schweinen Eicheln vorwerfen, dem Vieh aber wird er
Gerste und Stroh und Gras vorwerfen. Dem Hund wird er Knochen hinwerfen. Den
Sklaven wird er die Ersten anfängliche
Lehren geben, den Kindern wird er die Vollkommenen vollständige Belehrung
geben.
Spruch 120: Es gibt den Sohn
des Menschen, und es gibt den Sohn des Sohnes des Menschen. Der Herr ist der
Sohn des Menschen,
und
der Sohn des Sohnes des Menschen ist der, der durch den Sohn des Menschen
erschaffen wird oder erschafft. Der Sohn des Menschen erhielt von Gott die
Fähigkeit zu schaffen. Er hat auch die Fähigkeit zu zeugen.
Spruch
121: Wer die Fähigkeit zu erschaffen empfangen hat, ist ein Geschöpf. Wer die
Fähigkeit zu zeugen erhalten hat, ist ein Er-
zeugter.
Der, der erschafft, kann nicht zeugen. Wer zeugt, kann schaffen. Man sagt aber:
,,Wer erschafft, zeugt.`` Aber sein Gezeug-tes ist ein Geschöpf. Deswegen sind die Gezeugten
nicht seine Kinder, sondern Wer schafft, wirkt im Sichtbaren. Wer zeugt, wirkt
im Verborgenen, und er ist verborgen das Abbild. Wer erschafft, erschafft im
Sichtbaren. Wer aber zeugt, zeugt die Kinder im Verborgenen.
Spruch
122: Niemand kann wissen, an welchem Tag sich der Mann und die Frau miteinander
vereinigen, außer sie allein. Denn ein Geheimnis ist
die Hochzeit der Welt für die, die eine Frau genommen haben. Wenn schon die
Hochzeit der Befleckung verborgen ist, um wieviel
mehr ist die unbefleckte Hochzeit ein wahrhaftiges Mysterium? Nicht fleischlich
ist sie, sondern rein. Sie gehört nicht zur Begierde, sondern zum Willen. Sie
gehört nicht zur Finsternis oder zur Nacht, sondern sie gehört zum Tag und zum
Licht. Wenn eine Hochzeit entkleidet ist, ist sie Unzucht geworden. Und nicht
nur, wenn die Braut den Samen eines anderen Mannes em-pfängt,
sondern auch wenn sie ihr Schlafgemach verläßt und
gesehen wird, begeht sie Unzucht. Nur ihrem Vater und ihrer Mutter und dem
Freund des Bräutigams und den Kindern des Bräutigams soll sie sich zeigen.
Diesen ist es erlaubt, täglich in das Brautge-mach
hineinzugehen. Die anderen aber mögen begehren, auch nur ihre Stimme zu hören
und ihre Salbe zu genießen, und sie mögen sich nähren von den Abfällen, die von
der Tafel fallen, wie die Hunde. Bräutigame und Bräute gehören zum Brautgemach.
Niemand wird den Bräutigam und die Braut sehen können, außer er wird zu diesem.
Spruch
123: Als Abraham so daß er das sah, was er sehen sollte, beschnitt er das
Fleisch der Vorhaut, wodurch er uns zeigt, daß es notwendig ist, das Fleisch zu
vernichten. Viele Dinge der Welt haben nur Bestand und leben, solange ihr Inneres
verborgen ist. Wenn sie sichtbar werden, sterben sie gemäß dem deutlichen
Beispiel des sichtbaren Menschen: Solange die Eingeweide des Menschen verborgen
sind, lebt der Mensch. Wenn seine Eingeweide zum Vorschein kommen und aus ihm
herauskommen, stirbt der Mensch. So verhält es sich auch mit dem Baum. Solange
seine Wurzel verborgen ist, sprießt er und lebt. Wenn seine Wurzel sichtbar
wird, verdorrt der Baum. So verhält es sich mit jedem Gezeugten in der Welt,
nicht nur mit den Sichtbaren, sondern auch mit den Verborgenen. Denn solange
die Wurzel der Bosheit verborgen ist, ist sie stark. Wenn sie aber erkannt
wird, hat sie sich aufgelöst. Wenn sie sich aber zeigt, ist sie
dahingeschwunden. Deshalb sagt der Logos: ,Schon ist
die Axt an die Wurzel der Bäume gelegt.` Sie wird nicht abgehauen werden. Was
man abhauen wird, sprießt wieder. Sondern die Axt gräbt hinunter bis zum Grund,
bis sie die Wurzel heraufbringt. Jesus riß die Wurzel des ganzen Ortes aus,
andere aber nur teilweise. Was uns aber betrifft, jeder von uns soll graben
nach der Wurzel der Bosheit, die in ihm ist und sie herausreißen mit ihrer
Wurzel aus seinem Herzen. Sie wird aber herausgerissen werden, wenn wir sie
erkennen. Wenn wir sie aber nicht erkennen, schlägt sie Wurzel in uns und
bringt ihre Früchte in unserem Herzen hervor. Sie ist Herr über uns, wir sind ihre
Knechte. Sie nimmt uns gefangen, auf daß wir tun, was wir nicht wollen. Und was
wir wollen, tun wir nicht. Sie ist mächtig, weil wir sie nicht erkannt haben.
Solange sie existiert, wirkt sie. Die Unwissenheit ist die Mutter von allem
Bösen. Unwissenheit dient dem Tode, denn die aus der Unwissenheit stammen,
waren weder, noch sind sie, noch werden sie sein. sie werden vollendet werden,
wenn die ganze Wahrheit offenbar wird. Die Wahrheit nämlich ist wie die Unwissenheit:
Wenn sie verborgen ist, ruht sie in sich. Wenn sie sich aber offenbart und
erkannt wird, pflegt man sie zu preisen, weil sie mächtiger ist als die
Unwissenheit und der Irrtum. Sie gibt Freiheit. Der Logos sprach: ,,Wenn ihr
die Wahrheit erkennt, wird die Wahrheit euch frei machen.``
Die Unwissenheit ist Sklave. Die Erkenntnis ist Freiheit. Wenn wir die Wahrheit
erkennen, werden wir die Früchte der Wahrheit in uns finden. Wenn wir uns mit
ihr verbinden, wird sie unsere Fülle bringen.
Spruch
124: Jetzt haben wir die offenbaren Dinge der Schöpfung. Wir sagen: ,,Sie sind
die wertvollen Starken. Die verborgenen Dinge aber sind die wertlosen Schwachen.`` So verhält es sich mit den offenbaren Dingen der
Wahrheit. Schwache sind es, und sie sind verachtet. Die verborgenen Dinge
hingegen sind die Starken, und sie sind wertvoll. Offenbar aber sind die
Mysterien der Wahr-heit, indem sie Sinnbilder und
Abbilder sind. Das Brautgemach aber ist verborgen. Es ist das Heilige im
Heiligen.
Spruch
125: Der Vorhang verdeckte zwar zuerst, wie Gott die Schöpfung einrichtete.
Wenn aber der Vorhang zerreißt und die Dinge des Inneren zum Vorschein kommen,
wird man dieses Haus verlassen, so daß es leer ist, und zudem wird man es
zerstören. Die ganze Göttlichkeit aber wird aus diesen Orten fliehen, nicht
hinein in die Heiligen der Heiligen. Denn sie wird sich nicht mit dem
unvermischten Licht und dem makellosen Pleroma
vermischen können, sondern sie wird gelangen unter die Flügel des Kreuzes und
unter seine Arme. Die Arche wird ihr zur Rettung werden, wenn die Wasserflut
über sie Macht gewinnt. Wenn einige im Stamm der Priesterschaft sind, werden
diese hineingehen können in die Innenseite des Vorhangs mit dem Hohenpriester.
Deswegen zerriß der Vorhang nicht allein oben, da er sich denen von oben allein
geöffnet hätte. Er zerriß auch nicht nur unten, da er sich denen von un-ten allein gezeigt hätte, sondern er zerriß von oben
nach unten. Die von oben öffneten uns, denen von unten, damit wir in das Verborgene
der Wahrheit hineingehen. Das ist wahrhaftig das Wertvolle, das stark ist. Wir
werden dort aber hineingehen durch wertlose Sinnbilder und Schwachheiten. Sie
sind wertlos gegenüber der vollkommenen Herrlichkeit. Es gibt Herrlichkeit, die
Herrlichkeit übertrifft. Es gibt Kraft, die Kraft übertrifft. Deshalb hat sich
das Vollkommene uns geöffnet und das Geheime der Wahrheit. Und die Heiligen der
Heiligen haben sich offenbart, und das Schlafgemach hat uns hereingerufen.
Solange es zwar verborgen ist, ist die Bosheit unwirksam, sie wurde aber nicht
aus der Mitte des Samens des Heiligen Geistes entfernt. Sie sind Sklaven der
Bosheit. Wenn es sich aber offenbart, dann wird sich das vollkommene Licht über
jeden einzelnen gießen, und alle, die in ihm sind, werden die Salbung
empfangen. Dann werden die Sklaven frei werden und die Gefangenen erlöst
werden.
Spruch
126: Jede Pflanze, die mein Vater, der in den Himmeln ist, nicht gepflanzt hat,
wird ausgerissen werden. Die Getrennten werden vereinigt werden und werden sich
füllen. Alle, die in das Schlafgemach hineingehen werden, werden das Licht
anzünden, denn wie bei den Hochzeiten, die geschehen in der Nacht. Das Feuer
nur in der Nacht und verlischt dann. Die Mysterien der Hochzeit hingegen
vollziehen sich am Tag und im Licht. Jener Tag oder sein Licht gehen nicht
unter.
Spruch 127: Wenn jemand Kind
des Brautgemaches wird, wird er das Licht empfangen. Wenn es jemand nicht
empfängt, während er an diesen Orten ist, so wird er es nicht empfangen können
an einem anderen Ort. Wer jenes Licht empfangen wird, wird nicht gesehen werden
können, noch wird er festgehalten werden können. Und niemand wird einen solchen
belästigen können, wenn er auch in der Welt lebt. Und auch wenn er hinausgeht
aus der Welt, hat er schon die Wahrheit empfangen in Abbildern. Die Welt wurde
zum Äon, denn der Äon ist für sie das Pleroma. Und er
ist so, indem er offenbar ist ihm allein, indem er nicht in der Finsternis und
in der Nacht verborgen ist,
sondern indem er verborgen ist in einem vollkommenen Tag und einem heiligen
Licht.