Der Rheginusbrief

 

Einleitung

 

Abhandlung über die Auferstehung

 

Einleitung

 

Es gibt einige, mein Sohn Rheginus, die viel lernen wollen. Dieses Ziel haben sie, wenn sie an Fragen heran-gehen, deren Lösung aussteht. Und wenn sie auf diese Lösungen treffen, pflegen sie groß über sich zu denken. Ich glaube aber nicht, daß sie im Wort der Wahrheit stehen, da sie mehr als ihre Ruhe suchen, die wir durch unseren Erlöser, unseren Herrn, den Christus, erlangt haben, die  wir erlangt haben, als wir die Wahrheit er-kannten. Und in ihr kamen wir zur Ruhe.

 

Abhandlung über die Auferstehung

 

Aber da du uns fragst, wie es angemessen ist, in Freundlichkeit, hinsichtlich der Auferstehung, schreibe ich dir: Sie ist notwendig! Und  es gibt zwar viele, die nicht an sie glauben, einige wenige aber, die sie finden. Deswegen wollen wir die Sache erörtern.

Wie hat der Herr die Dinge gehandhabt, als er im Fleisch war und als er sich offenbarte als ein Gottesohn? Er ging an diesem Ort, Welt, umher, an welchem du lebst, indem er sprach gegen das Gesetz der Natur ich bezeich-ne es, das Gesetz, aber als, den Tod`. Der Sohn Gottes aber, Rheginus, war ein Menschensohn; er umfaßte beide Naturen, indem er die Menschheit und die Gottheit besaß, damit er einerseits den Tod besiege, dadurch, daß er Sohn Gottes war, und damit sich anderseits durch den Menschensohn die Wiedereingliederung ins Pleroma voll-ziehe. Denn zuerst war er von oben, Same der Wahrheit, bevor das Gefüge entstanden war, in welchem zahl-reiche Herrschaften und Gottheiten entstanden waren.

Ich weiß, daß ich ankündige die Auflösung schwieriger Dinge, aber innerhalb des Wortes der Wahrheit gibt es nichts Schwieriges, doch, weil die Lösung in die Mitte kommt, um nichts verborgen zu lassen, sondern um alles über das Werden offen zu enthüllen. Die Auflösung des Schlechten einerseits, das Offenbarwerden des Auser-wählten anderseits, das ist die Hervorbringung der Wahrheit und des Geistes, die Gnade aber gehört zur Wahr-heit.

Der Erlöser verschlang den Tod du zählst nicht zu den Unwissenden, denn er legte die Welt, die zugrunde geht, ab. Er verwandelte sie in einen unvergänglichen Äon und richtete sie auf, indem er das Sichtbare durch das Un-sichtbare verschlang. Und er gab uns den Weg unserer Unsterblichkeit. Dann aber, wie der Apostel gesagt hatte: ,,Litten wir mit ihm, und wir standen mit ihm auf, und wir gingen zum Himmel mit ihm.``

Wenn wir aber offenbar sind in dieser Welt als solche, die ihn angezogen haben, sind wir Strahlen von jenem und sind von ihm umfaßt bis zu unserem Untergang: Das ist unser Tod in diesem Leben. Wir werden von ihm zum Himmel emporgezogen wie die Strahlen von der Sonne, ohne daß uns etwas zurückhielte. Dies ist die geist-ige pneumatische Auferstehung, welche die seelische psychische ebenso wie auch die fleischliche sarkische ver-schlingt.

Wenn es aber jemanden gibt, der nicht glaubt, so ist es nicht möglich, ihn zu überreden. Denn es ist der Grund-satz des Glaubens, mein Sohn, und nicht jener der Überredung: Wer tot ist, wird auferstehen!

Und es gibt einen, der glaubt unter den Philosophen, die an diesen Orten, Welt, sind. Schließlich wird er aufer-stehen. Und der Philosoph, der an diesen Orten ist laß ihn nicht glauben, er sei einer, der von selbst zurückkehrt.

Und durch unseren Glauben haben wir nämlich den Sohn des Menschen erkannt und sind zu dem Glauben ge-kommen, daß er auferstanden ist von den Toten. Und dieser ist es, von dem wir sagen: ,,Er ist zur Auflösung des Todes geworden.`` Da der ein Großer ist, an den man glaubt, sind auch jene groß, die an ihn glauben. Es wird nicht zugrunde gehen das Denken derer, die gerettet sind; es wird nicht zugrunde gehen der Verstand derer, die ihn erkannt haben. Deswegen sind wir auserwählt für die Rettung und die Erlösung, da wir von Anfang an dazu bestimmt sind, nicht in die Torheit derer, die unwissend sind, zu fallen, sondern wir sollen in die Weisheit derer, die die Wahrheit erkannt haben, eingehen. Die Wahrheit nun, die man bewahrt, kann nicht mehr losgelassen werden, noch ist sie je entstanden.

Stark ist das System des Pleroma, klein ist, was sich löste und Welt wurde. Das All aber ist das, was umfaßt wird. Es ist nicht entstanden, es war. Deshalb zweifle nicht an der Auferstehung, mein Sohn Rheginus, denn wenn du nicht im Fleisch warst, hast du Fleisch empfangen, als du in diese Welt gekommen bist. Weswegen sollst du nicht das Fleisch empfangen, wenn du in den Äon kommst, der besser ist als das Fleisch, der aber zugleich Grund des Lebens dafür, das Fleisch, ist? Was deinetwegen entstanden ist, ist es nicht dein? Was aber dein ist, ist es nicht bei dir? Aber, wenn du an diesen Orten bist, woran mangelt es dir? Das ist es, was du dich eifrig zu erfahren be-müht hast. Die Nachgeburt des Körpers ist das Alter, und du bist vergänglich. Du hast den Verlust als Nutzen, denn du wirst nicht das Wertvolle ablegen, wenn du gehst. Das Schlechte hat die Eigenschaft der Abnahme, aber es gibt Gnade dafür. Nichts nun erlöst uns aus diesen Orten, sondern das All das sind wir, wir sind gerettet. Wir haben das Heil ganz und gar empfangen. Laßt uns so denken, laßt uns so empfangen!

Aber es gibt etliche, die beim Fragen nach den Dingen, die sie betrachten, erfahren wollen, ob der Gerettete, wenn er seinen Körper verläßt, sofort gerettet wird. Daran möge niemand zweifeln: In den alten Fesseln befind-lich werden die sichtbaren Glieder, die tot sind, nicht gerettet werden: Denn nur die lebenden Glieder, die in ihnen sind, werden auferstehen.

Was also ist die Auferstehung? Sie ist das fortwährende Sichtbarwerden derer, die auferstanden sind. Wenn du dich nämlich erinnerst, im Evangelium zu lesen: ,,Elia erschien und Mose mit ihm``, so glaube nicht, daß die Auferstehung eine Illusion sei. Sie ist keine Illusion, sondern sie ist Wahrheit. Vielmehr ist es passend zu sagen, daß die Welt eine Illusion ist, eher als die Auferstehung, die zustande gekommen ist durch unseren Herrn, den Erlöser, Jesus, den Christus.

Worüber belehre ich dich nun? Die Lebenden werden sterben. Wie leben sie doch in einer Illusion! Die Reichen wurden arm, und die Könige wurden gestürzt. Alles pflegt sich zu ändern: eine Illusion ist die Welt um die Din-ge nicht noch mehr herabzusetzen. Aber mit der Auferstehung verhält es sich nicht so: Denn sie ist die Wahrheit, das Feststehende, und sie ist die Offenbarung dessen, was ist, und der Wandel der Dinge und ein Übergang hin zu einem neuen Sein. Denn die Unvergänglichkeit kommt herab auf das Vergängliche, und das Licht überströmt die Finsternis, indem es sie verschlingt.

Und das Pleroma füllt den Mangel auf. Dies sind die Symbole und Abbilder der Auferstehung; das ist es, was das Gute zeugt. Daher sollst du nicht nur stückweise denken, oh Rheginus, noch sollst du nach diesem Fleisch wand-eln der Einheit wegen, sondern komme aus den Teilungen und Fesseln, und schon hast du die Auferstehung.

Wenn nämlich der, der sterben wird, von sich selbst weiß, daß er sterben wird selbst wenn er viele Jahre in dies-em Leben zubringt, wird er dahin gebracht, warum siehst du nicht auf dich selbst, indem du schon auferstanden und dahin gebracht bist?

Wenn du die Auferstehung hast, aber dich noch so verhältst, als ob du sterben würdest, obgleich doch jener weiß, daß er gestorben ist, warum lasse ich deine Ungeübtheit hingehen?

Es ist angemessen für jeden, sich auf viele Arten zu üben, um so erlöst zu werden von diesem Element, damit er nicht in die Irre gehe, sondern sich selbst empfange, wie er zuerst gewesen ist.

Diese Dinge habe ich empfangen aus der Neidlosigkeit meines Herrn, Jesus, des Christus. Ich habe dich und deine Brüder, meine Söhne, darüber belehrt, ohne irgendetwas wegzulassen, was zu eurer Festigung nötig ist. Wenn nun aber irgendetwas geschrieben ist, was zu tief ist in der Darbietung der Abhandlung, so will ich es euch erklären, wenn ihr danach fragt. Nun aber beneide nicht etwa einen, der zu dir gezählt wird, indem es ihm möglich ist, nützlich zu sein. Viele blicken auf das, was ich dir geschrieben habe. Diese belehre ich aber über den Frieden unter ihnen und die Gnade. Ich grüße dich zusammen mit denen, die euch in brüderlicher Liebe lieben.