Die Apokalypse des Petrus

 


Einleitung

 

Visionen des Petrus: Über die Priester und das Volk

 

Offenbarung an Petrus: Über die Irrtümer der anderen

 

Exkurs über die sterblichen und unsterblichen Seelen

 

Fortsetzung der Offenbarung an Petrus

 

Visionen des Petrus: das scheinbare Leiden Christi

 

Abschluß


 

Einleitung

Als der Erlöser im Tempel saß im dreihundertsten Jahr der Errichtung und beim Erreichen der zehnten Säule  und als er ruhte auf der Menge der lebendigen, unbefleckten Größe, sagte er zu mir: ,,Petrus, gesegnet sind die, die zum Vater gehören; denn sie sind Himmlische. Er ist es, der Vater, der das Leben offenbart denen, die aus dem Leben stammen. Ich habe die erinnert, die, die auf dem gebaut wurden, der stark ist, denn sie sollen auf mein Wort hören und unterscheiden zwischen Worten der Ungerechtigkeit und Gesetzlosigkeit eines Gesetzes und Worten der Gerechtigkeit, da sie aus der Höhe stammen, damit sie alle Worte dieser Fülle der Wahrheit erkennen. In Übereinstimmung sind sie durch ihn erleuchtet worden, den die Mächte suchten. Aber weder fanden sie ihn, noch wurde er von einem Abkömmling der Propheten angekündigt. Vielmehr: Er ist erst jetzt erschienen unter ihnen in dem, der offenbar ist, der der Sohn des Menschen ist, der erhabener ist als die Himmel, in einem Überfluß von Menschen gleichen Wesens.

Du selbst aber, Petrus, bleibe vollkommen gemäß deinem Namen bei mir, der ich dich erwählt habe. Denn mit dir habe ich einen Anfang auch für die übrigen gemacht, die ich zum Erkennen berufen habe. Deswegen sei stark, bis der Nachahmer der Gerechtigkeit, der leidensfähige Jesus, von jenem, der dich zuerst berufen hat, kommt. Er hat dich berufen, damit du ihn erkennst, wie es angemessen ist: im Blick auf die Verwerfung, die über ihn kam, und die Fesseln seiner Hände und seiner Füße und gemäß dem Gekrönt werden durch die Angehörigen der mittleren Regionen und gemäß seinem Lichtleib. In der Hoffnung des Dienstes wegen eines Ehrenlohns führen sie ihn ab. So wird er dich zurechtweisen dreimal in dieser Nacht.``

 

Visionen des Petrus: Über die Priester und das Volk

 

Und während er diese Dinge sagte, sah ich die Priester und das Volk auf uns mit Steinen zulaufen, wie um uns zu töten. Ich aber fürchtete, daß wir sterben müßten. Und er sagte zu mir: ,,Petrus, ich haben dir viele Male gesagt, daß sie Blinde sind, die keinen Führer haben. Wenn du ihre Blindheit erkennen willst, lege deine Hände und dein Gewand über deine Augen und beschreibe, was du siehst!``

Als ich aber dieses getan hatte, sah ich nichts. Ich sagte: ,,Da ist nichts zu sehen.`` Wiederum sagte er zu mir: ,,Mach es noch einmal!`` Und Furcht kam über mich und Freude, denn ich sah ein neues Licht, das heller war als das Tageslicht. Dann kam es herab auf den Erlöser. Und ich erzählte ihm, was ich gesehen hatte.

Und er sagte wiederum zu mir: ,,Erhebe deine Hände an deine Ohren und höre das, was die Priester und das Volk sagen!`` Und ich hörte den Priestern zu, wie sie mit den Schriftgelehrten zusammensaßen. Die Menge schrie mit ihren Stimmen. Als er dieses von mir hörte, sagte er zu mir: ,,Spitze deine Ohren des Kopfes und höre die Dinge, die sie sagen!`` Und ich hörte wiederum. Ich sagte zu ihm: ,,Während du dasitzt, preisen sie dich.``

 

Offenbarung an Petrus: Über die Irrtümer der anderen

 

Und als ich diese Dinge gesagt hatte, sagte der Erlöser: ,,Ich habe dir gesagt, daß diese Leute blind sind und taub. Nun aber, höre auf  die Dinge, die dir gesagt werden in einem Geheimnis, und bewahre sie! Erzähle sie nicht den Kindern dieses Äons! Denn du wirst verflucht sein in diesen Äonen, denn sie sind unwissend über dich. Aber du wirst gepriesen dort, wo die Erkenntnis ist.

Denn viele werden unsere Rede annehmen am Anfang. Aber sie werden sich wieder abwenden nach dem Willen des Vaters ihres Irrtums, denn sie haben getan, was er wollte. Und er wird diejenigen offenbar machen in seinem Gericht, welche die Diener des Wortes sind. Jene aber, die mit diesen Umgang hatten, werden ihre Gefangenen werden, indem sie ohne Wahrnehmung sind. Und der reine, gute Aufrichtige wird gestoßen zum Henker, aber auch in das Himmelreich derer, die Christus in seiner Wiederherstell-ung preisen.

Und sie preisen die Lügenprediger, die nach dir kommen werden. Und sie werden dem Namen eines Toten anhängen, während sie denken, daß sie gereinigt werden. Aber sie werden sich erst recht beschmutzen. Und sie werden einem verführerischen Namen verfallen und der Hand eines bösen Betrügers mit einer vielgestaltigen Lehre. Und sie werden beherrscht von Spaltung.

Denn einige von ihnen werden die Wahrheit verfluchen und böse Worte verbreiten. Und sie werden übereinander böse Dinge sagen.

Und einige werden danach benannt oder: sich benennen, daß sie unter der Macht der Archonten stehen, unter der Macht eines Mannes und einer nackten Frau, die vielgestaltig und vielem Leiden ausgesetzt ist.

Und jene, die diese Dinge sagen, werden nach Träumen fragen. Und selbst wenn sie behaupten, ein Traum sei Gekommen von einem Dämon, eine Behauptung, wie es ihrem Irrtum angemessen ist, dann wird ihnen das Verderben anstatt der Unsterblichkeit gegeben.``

 

Exkurs über die sterblichen und unsterblichen Seelen

 

,,Denn Böses kann keine gute Frucht hervorbringen, sondern ein jeder, von welchem Ort er auch immer stammt, bringt das hervor, was ihm gleicht. Denn nicht jede Seele kommt von der Wahrheit oder von der Unsterblichkeit, denn jede Seele dieser Äonen gehört in unseren Augen dem Tod. Sie ist nämlich allezeit eine Sklavin. Sie ist geschaffen für ihre Begierden. Und ewiges Verderben gehört zu ihnen, der Zustand, in dem sie sind und aus dem sie sind. Sie, die Seelen, lieben die Geschöpfe der Materie, welche mit ihnen hervorgekommen sind. Aber, oh Petrus, die unsterblichen Seelen gleichen diesen nicht. Vielmehr: Solange die Stunde noch nicht gekommen ist, wird sie zwar der sterblichen Seele ähneln. Vielmehr: Sie wird ihre wahre Natur nicht offenbaren, auch wenn sie allein die Unsterbliche ist und Unsterbliches bedenkt. Sie hat Glauben und Verlangen, diese materiellen Dinge zu verlassen. Denn weder sammelt man Feigen von Disteln oder Dornen, wenn man weise ist, noch Weintrauben von Distelsträuchern. Denn einerseits besteht eine Sache immer in dem, in dem sie existiert: Wenn sie existiert in etwas, das nicht gut ist, wird es ihr Verderben und Tod werden. Andererseits stammt jene, die unsterbliche Seele, ab aus dem Ewigen, aus dem Baum des Lebens und der  Unsterblichkeit, die zum Leben gehört, dem sie, die Früchte des Baumes, gleichen. Deswegen wird alles, was nicht ist, sich auflösen in das, was nicht ist. Denn Taube und Blinde tun sich nur mit ihresgleichen zusammen.``

 

Fortsetzung der Offenbarung an Petrus

 

,,Andere aber werden sich hinwenden zu den toten Seelen durch böse Worte und Geheimnisse, die das Volk verführen. Einige kennen die Geheimnisse nicht, obwohl sie über diese Dinge sprechen, die sie nicht verstehen. Weiter werden sie damit prahlen, daß das Geheimnis der Wahrheit bei ihnen allein ist. Und in Hochmut werden sie so weit gehen, die unsterbliche Seele zu beneiden, die als Pfand gegeben wurde für Gott.

Denn jede Macht, Herrschaft und Kraft der Äonen will sich aufhalten bei diesen, den unsterblichen Seelen, von der Grundlegung der Welt an, damit die, die nicht sind, gerühmt werden durch jene, die sind, nachdem diese sie vergessen haben. Obwohl sie, die Mächte, nicht gerettet und nicht von ihnen, den unsterblichen Seelen, auf den Weg gebracht wurden, wollten sie, die Mächte, es allezeit, damit sie wie die Unauflöslichen sein würden. Denn wenn die unsterbliche Seele Kraft empfängt durch einen verständigen Geist, dann passen sie sich sofort einem von denen an, die sie verführt haben.

Und andere, die zahllos sind und der Wahrheit entgegenstehen, welche Boten des Irrtums sind, werden ihren Irrtum und ihr Gesetz gegen meine reinen Gedanken richten. Da sie nur von einem Blickwinkel aus sehen, denken sie, daß die Guten und die Bösen aus einem Ursprung stammen. Sie treiben Handel mit meinem Wort.

Und sie werden ein hartes Schicksal errichten, unter dem das Geschlecht der unsterblichen Seelen in Vergeblichkeit rennen wird bis zu meiner Wiederkunft. Denn sie werden unter ihnen sein. Ich habe Vergebung für ihre Gesetzlosigkeiten, denen sie verfallen sind durch die Widersacher. Ich habe ihre Erlösung bereits in Hinblick auf die Knechtschaft, in der sie waren, bewirkt, um ihnen Freiheit zu geben.

Denn sie werden eine weitere Nachahmung der Vergebung im Namen eines Toten schaffen, die eine Lehre des Hermas ist, des Erstgeborenen der Ungerechtigkeit, damit die Kleinen nicht an das wahrhaftige Licht glauben. Aber Menschen dieser Art sind die Arbeiter, die man in die äußerste Finsternis werfen wird, fort von den Kindern des Lichtes.

Denn sie werden weder selbst in die Erlösung/ Unsterblichkeit kommen, noch erlauben sie es denen, die kommen wegen ihrer Zustimmung in Hinsicht auf ihre Erlösung.

Wiederum denken andere von ihnen, die sich selbst betrüben, daß sie voll sein werden von der Weisheit der Bruderschaft, die wirklich existiert, die geistige Freundschaft mit den Gefährten, die in Gemeinschaft verwurzelt sind. Durch diese, die Gemeinschaft/ Freundschaft wird sich die Hochzeit der Unvergänglichkeit offenbaren. Stattdessen wird unter ihnen nur das abbildliche Geschlecht der Schwesternschaft als eine Nachahmung erscheinen.

Diese sind diejenigen, die ihre Brüder unterdrücken, indem sie zu ihnen sagen: ,Durch dieses, das abbildliche Geschlecht der Schwesternschaft, hat unser Gott Erbarmen, da uns Erlösung allein in diesem zuteil wird.` Sie kennen nicht die Bestrafung selbst derer, die nur erfreut werden durch das, was den Kleinen widerfahren war, die sie aufgespürt und gefangengesetzt hatten. Und es werden andere auftreten, die nicht zu uns zählen, die sich, Bischof` und ferner, Diakon` nennen, als ob sie ihre Vollmachten von Gott empfangen hätten. Sie unterwerfen sich dem Urteil der Führer. Jene sind die wasserlosen Gräben.``

Ich aber sagte: ,,Ich fürchte mich wegen der Dinge, die du mir gesagt hast. Wenige sind bei uns mit dem Erkennungs-Zeichen. Aber es gibt viele, die viele andere der Lebendigen in die Irre führen werden. Und sie werden unter ihnen zerstört werden. Und weil sie deinen Namen aussprechen, wird ihnen geglaubt werden.``

Der Erlöser sagte: ,,Für eine begrenzte Zeit nur werden sie mit ihrem zahlreichen Irrtum über die Kleinen herrschen. Aber nach der Vollendung des Irrtums wird sich der alterslose Äon der unsterblichen Einsicht erneuern. Und sie, die Kleinen, werden herrschen über die, die jetzt ihre Herrscher sind. Die Wurzel ihres Irrtums wird er herausreißen, und er wird ihn beschämen, und er, der Irrtum, wird offenbar werden in aller Freiheit, die er sich angemaßt hat. Aber solche Menschen werden unveränderlich sein.

Oh Petrus, komm nun! Laß uns gehen zu der Vollendung der Übereinstimmung mit dem unbefleckten Vater! Denn siehe, die, die den Rechtsspruch über sich selbst bringen, kommen. Und sie werden sich selbst beschämen.

Aber mich können sie nicht berühren. Und du, oh Petrus, wirst in ihrer Mitte stehen als Zeuge. Fürchte dich nicht wegen deiner Verzagtheit! Ihr Verstand wird verschlossen werden. Denn der Unsichtbare ist als Zeuge zu ihnen getreten.``

 

Visionen des Petrus: das scheinbare Leiden Christi

 

Nachdem er dies gesagt hatte, sah ich ihn so, als ob er von ihnen ergriffen würde.

Und ich sagte: ,,Was sehe ich, oh Herr? Bist du es, den sie ergreifen? Und zur gleichen Zeit hältst du mich fest? Wer ist derjenige oben neben dem Kreuz, der fröhlich ist und lacht? Und  es  ist  ein anderer, dessen Füße und Hände sie schlagen?``

Der Erlöser sagte zu mir: ,,Der, den du oben neben dem Kreuz fröhlich und lachend siehst, ist der lebendige Jesus. Aber der, in dessen Hände und Füße Nägel geschlagen werden, ist sein leiblicher Teil, welcher der Ausgetauschte ist. Sie beschämen den, der entsprechend seinem Bild entstanden ist. Aber sieh auf ihn und mich!``

Nachdem ich aber hingesehen hatte, sagte ich: ,,Herr, niemand sieht dich. Laß uns von hier fliehen!`` Er aber sagte zu mir: ,,Ich habe dir gesagt, daß sie Blinde sind. Entferne dich von ihnen! Und sieh doch, wie sie nicht wissen, was sie reden! Denn den Sohn ihrer Herrlichkeit haben sie anstelle meines Dieners zuschanden gemacht.``

Und ich sah, wie jemand im Begriff war, sich uns zu nähern, der aussah wie er und wie der, der neben dem Kreuz lachte. Und er war voll des heiligen Geistes, und er war der Erlöser. Und da war ein großes, unbeschreibbares Licht um sie herum und die Menge der unbeschreibbaren und unsichtbaren Engel, die sie priesen. Ich aber bin es, der ihn gesehen hat, als er offenbart wurde als der, dem Lobpreis gegeben wurde.

 

Abschluß

 

Er aber sagte zu mir: ,,Sei standhaft! Denn du bist derjenige, dem diese Geheimnisse gegeben wurden, um aufgrund von einer Offenbarung zu erkennen, daß der, den sie gekreuzigt haben, der Erstgeborene ist und das Haus der Dämonen und der Steinkrug, in dem sie Wohnung haben, wobei sie zu Elohim gehören und indem sie zu dem Kreuz gehören, das unter dem Gesetz ist.

Aber der, der neben ihm steht, ist der lebendige Erlöser. Zuerst haben sie ihn zwar ergriffen, aber er wurde freigelassen. Er stand freudig da, indem er auf die sieht, die ihn verfolgt haben. Sie sind gespalten untereinander. Daher lacht er über ihren Mangel an Wahrnehmung, und er weiß, daß sie blind geboren sind. Folglich nun wird der Leidensfähige bleiben, weil der Körper das Ausgetauschte ist. Aber das, was befreit wurde, war mein unkörperlicher Körper.

Ich nun bin der verständige, wahrnehmbare Geist, der erfüllt ist mit einem strahlenden Licht. Der, den du hast kommen sehen zu mir, ist unsere verständige Fülle, die das vollkommenen Licht vereinigt mit meinem heiligen Geist.

Diese Dinge nun, die du gesehen hast, sollst du weitergeben an die Fremden, welche nicht von diesem Äon sind. Denn es wird keine Gnade geben für irgendjemanden, der nicht unsterblich ist, sondern Gnade wird allein in denen sein, die auserwählt wurden aufgrund eines unsterblichen Seins, das offenbar geworden ist, daß es jenen bei sich aufnehmen kann, der seinen Überfluß austeilt.

Deshalb habe ich gesagt: ,Jedem, der hat, wird gegeben werden, und derjenige wird viel haben. Jener aber, der nichts hat, das ist der Mensch dieses Ortes, wobei er vollständig tot ist und ein ganz anderer ist durch die Verbindung von der Schöpfung und der Erzeugung, der, wenn jemand von dem unsterblichen Sein in Erscheinung tritt, denkt, daß er, der Unsterbliche, ergriffen wird, dem nimmt man es weg und es wird dem gegeben, der ist.`

Deswegen nun, fasse Mut und fürchte nichts! Denn ich werde mit dir sein, damit keiner deiner Feinde dich überwältigt. Friede sei mit dir! Sei stark!``

Als er diese Dinge sagte, geriet er in ihn.