Über das
Schicksal der Seele in der Welt
Prophezeiungen
über die Unzucht
Über die
Hochzeit der Seele mit ihrem Bräutigam
Die Weisen, die vor uns
lebten, gaben der Seele einen weiblichen Namen. Tatsächlich ist sie auch ihrer
Natur nach eine Frau. Sie hat ebenso wie andere Frauen einen Mutterschoß.
Über das Schicksal der Seele in der Welt
Solange sie sich allein beim
Vater befand, war sie eine Jungfrau und mannweiblich von Gestalt. Aber als sie
in einen
Körper hinabgefallen und in
dieses Leben gekommen war, da geriet sie in die Gewalt vieler Räuber. Und die
Frevler warfen sie sich gegenseitig zu und schändeten sie. Die einen
mißbrauchten sie gewaltsam, während andere so handelten, daß sie sie
überredeten mit einem verführerischen Geschenk. Kurz: Sie wurde geschändet, und
sie verlor ihre Jungfräulichkeit.
Und sie trieb Unzucht mit
ihrem Körper und gab sich einem jeden hin, weil sie dachte, daß jeder, den sie
zu umarmen im Begriff war, ihr rechtmäßiger Ehemann sei. Jedesmal wenn sie sich
den frevelhaften und treulosen Ehebrechern hingegeben hatte, damit sie sie
mißbrauchen konnten, da seufzte sie schwer und bereute. Aber selbst wenn sie
ihr Gesicht von diesen Ehebrechern abwendet, pflegt sie zu anderen zu laufen;
und diese zwingen sie, mit ihnen zu leben und ihnen zu dienen auf ihrem Bett,
als wären sie ihre Herren. Aus Scham aber wagt sie es nicht mehr, sie zu
verlassen. Sie, die Ehebrecher aber täuschen sie eine lange Zeit dadurch, daß
sie ihr vorspielen, sie seien treue und wahre Ehemänner, in der Art, als ob sie
ihr große
Achtung entgegenbrächten. Und nach alledem verlassen sie sie und gehen weg.
Sie aber pflegt eine arme
Witwe zu werden, die keine Hilfe hat; sie hat auch keinen, der sie anhört in
ihrem Leid; denn sie hatte von ihnen nichts erhalten außer den Schändungen, die
sie ihr zugefügt hatten, als sie mit ihr Umgang hatten. Und die Kinder, die sie
mit den Ehebrechern hervorgebracht hat, sind stumm und blind und krank.
Aber wenn der Vater, der oben
im Himmel ist, sie sucht und auf sie herabblickt und sie seufzen sieht mit
ihren Leiden und der Schande und wie sie die Unzucht, die sie getrieben hat,
bereut und wie sie beginnt, seinen Namen anzurufen, damit er ihr helfe, wobei
sie mit ganzem Herzen ruft und sagt: ,,Rette mich, mein Vater, denn siehe: Ich
will dir Rechenschaft ablegen, denn ich habe mein Haus verlassen und und bin
aus meinem Jungferngemach geflohen. Hole mich wieder zu dir zurück!``, und wenn
er sie sieht, daß sie in diesem Zustand ist, dann wird er sie seines Erbarmens
würdig halten; denn zahlreich sind die Schmerzen, die über sie gekommen sind,
weil sie ihr Haus verlassen hat.
Prophezeiungen über die Unzucht
Über die Unzucht der Seele
prophezeit der Heilige Geist an vielen Stellen. Denn er spricht durch den
Propheten Jeremiah: ,,Wenn der Ehemann
seine Frau verstößt, und sie geht und nimmt einen anderen, kann sie dann noch
zu ihm zurückkehren? Hat sich jene Frau nicht selbst durch Befleckung besudelt?
Und du hast mit vielen Hirten Unzucht getrieben; und du bist zu mir
zurückgekehrt, spricht der Herr. Hebe deine Augen zur Höhe, und sieh den Ort,
wo du Unzucht getrieben hast! Hast du nicht auf den Wegen gesessen, wobei du
die Erde mit deinen unzüchtigen Handlungen besudelst hast und deinen
Schlechtigkeiten? Und du hast viele Hirten genommen dir zum Verhängnis. Du bist
schamlos mit jedem geworden. Du hast mich nicht angerufen wie einen
Hausbewohner oder Vater oder Schützer deiner Jungfräulichkeit.``
Wiederum steht beim Propheten
Hosea geschrieben: ,,Kommt, geht ins Gericht mit eurer Mutter, denn sie wird
nicht meine Frau sein, und ich will nicht ihr Ehemann sein. Ich werde ihre
Unzucht von meinem Angesicht entfernen, und ich werde ihren Ehebruch aus der
Mitte ihrer Brüste wegreißen. Ich werde sie nackt machen wie an dem Tag ihrer
Geburt. Und und ich werde sie wüst machen wie ein Land ohne Wasser. Und ich werde
sie kinderlos machen durch Durst. Ich werde mich ihrer Kinder nicht erbarmen,
denn sie sind Kinder der Unzucht, weil ihre Mutter gehurt und ihre Kinder in
Schande gebracht hat. Denn sie sagte: ,Ich werde mit meinen Liebhabern Unzucht
treiben, denn jene sind es, die mir mein Brot gaben und mein Wasser und meine
Kleider und meine Mäntel und meinen Wein und mein Öl und alle Dinge die ich
brauchte.` Deswegen, siehe, werde ich sie, ihre Wege, verschließen, damit sie
nicht in der Lage ist, ihren Ehebrechern nachzulaufen. Und wenn sie sie sucht
und nicht findet, wird sie sagen: ,Ich will zu meinem
ersten Ehemann zurückkehren, denn in jenen Tagen ging es mir besser als
jetzt.```
Und wiederum sagt er durch
Ezechiel: ,,Es geschah nach vielen Schlechtigkeiten, spricht der Herr, daß du
dir ein Bordell gebaut und dir einen schönen Platz in den Straßen geschaffen
hast. Und du hast dir Bordelle an jedem Weg gebaut und deine Schönheit
vergeudet, und du hast deine Beine gespreizt auf jedem Weg und deine Unzucht
vermehrt. Du hast mit den Söhnen Ägyptens Unzucht getrieben, deinen Nachbarn,
die großes Fleisch haben.``
Wer aber sind die ,,Söhne
Ägyptens, die großes Fleisch haben``, wenn nicht die fleischlichen und die
sinnlichen Angelegenheiten und die Angelegenheiten der Erde, mit denen sich die
Seele hier besudelt hat, als sie Brot von ihnen annahm, als sie Wein annahm,
als sie Öl annahm, als sie Kleidung annahm und auch den äußerlichen Tand, der
den Körper umgibt? Dies sind alles Dinge, von denen sie glaubt, daß sie ihr
nützlich sein könnten.
Von dieser Unzucht haben die
Apostel des Erlösers verkündet: ,, Hütet euch vor ihr, reinigt euch von ihr!``, wobei sie nicht nur von der Unzucht des Körpers,
sondern vielmehr von der Unzucht der Seele sprechen. Deswegen schreiben die
Apostel an die Kirchen Gottes, damit derartige Dinge nicht geschehen bei uns.
Aber die größte Sorge gilt der Unzucht der Seele.
Aus ihr entsteht auch die
Unzucht des Körpers. Deshalb sagte Paulus, als er den Korinthern schrieb: ,,Ich
habe euch in dem Brief geschrieben. Verkehrt nicht mit den Unzüchtigen, auf
keinen Fall mit den Unzüchtigen dieser Welt oder Habgierigen oder den
Räubern oder den
Götzendienern, denn sonst müßtet ihr aus der Welt gehen.``
So aber spricht er
pneumatisch: ,,Unser Kampf richtet sich nicht gegen Fleisch und Blut``, wie er
gesagt hat, ,,sondern gegen die Weltherrscher dieser Finsternis und die Geister
der Bosheit.``
Solange die Seele hin und
herläuft, indem sie mit jedem Geschlechtsverkehr hat, den sie trifft, und sich
selbst be-schmutzt, gerät sie unter die Leiden der für sie angemessenen Strafen.
Aber wenn sie die Schmerzen wahrnimmt, in denen sie sich befindet, und zum
Vater weint und umkehrt, dann wird der Vater mit ihr Erbarmen haben; er wird ihren
Mutterschoß abwenden von denen der Außenseite und wieder nach innen wenden, so
daß die Seele ihre Eigentlichkeit empfängt. Sie, die Mutterschöße der Seele,
gleichen nämlich nicht den Frauen. Denn die Mutterschöße des Körpers sind im
Inneren des Körpers wie die Eingeweide. Der Mutterschoß der Seele aber umgibt
die Außenseite wie die männlichen Geschlechsteile, die außen sind.
Wenn sich der Mutterschoß der
Seele nun nach dem Willen des Vaters nach innen wendet, wird er getauft und
wird sogleich von der äußeren Befleckung rein, die auf ihn gepreßt wurde, ganz
wie die schmutzigen Gewänder gewöhnlich in das Wasser gelegt und hin und hergewendet
werden, bis ihr Schmutz herausgebracht ist und sie rein werden. Die Reinigung der
Seele aber besteht darin, daß sie die Neuheit ihrer ursprünglichen Natur
empfängt und daß sie wieder zurückkehrt das ist ihre Taufe.
Denn sie wird beginnen, auf
sich selbst zornig zu werden. Dies geschieht in der Art, wie die Gebärenden in
dem Moment, in dem sie ein Kind zur Welt bringen, sich gegen sich zu wenden pflegen
im Zorn.
Aber da sie eine Frau ist,
ist sie nicht in der Lage, allein ein Kind hervorzubringen. Der Vater sandte
ihr aus dem Him-mel ihren Mann, der ihr Bruder ist, den Erstgeborenen. Da kam
der Bräutigam herab zur Braut. Sie gab ihre frühere Unzucht auf, sie reinigte
sich von den Befleckungen der Ehebrecher. Dann erneuerte sie sich aber, um eine
Braut zu sein. Sie reinigte sich im Brautgemach. Sie füllte es mit Wohlgeruch.
Sie saß drinnen in Erwartung ihres wahren Bräutigams. Sie rannte nicht länger
auf den Marktplatz, indem sie mit jedem, den sie will, Geschlechtsverkehr
hatte, sondern sie fuhr fort, nach ihm Ausschau zu halten, weil sie nicht wußte,
an welchem Tage er kommen würde, und sie fürchtete ihn; denn sie wußte nicht
mehr, wie er aussah. Sie erinnerte sich nicht mehr an ihn seit der Zeit, als
sie aus dem Haus ihres Vaters fiel. Doch nach dem Willen des Vaters träumte sie
von ihm wie eine Frau, die einen Mann liebt. Da nun kam der Bräutigam nach dem
Willen des Vaters zu ihr herab in das fertige Brautgemach. Und er schmückte das
Brautgemach.
Über die Hochzeit der Seele mit ihrem
Bräutigam
Denn jene Hochzeit ist nicht
wie die fleischliche Hochzeit, bei der die, die im Begriff sind, miteinander
Verkehr zu haben, Befriedigung zu erlangen pflegen durch jenen
Geschlechtsverkehr. Und Lasten vergleichbar lassen sie die Unruhe der Begierde
hinter sich, und sie wenden sich voneinander ab.
Aber diese pneumatische
Hochzeit ist nicht von dieser Art. Vielmehr gilt: Wenn sie sich miteinander
vereinigen, werden sie ein einziges Leben. Deswegen sagte der Prophet über den
ersten Mann und die erste Frau: ,,Sie werden ein einziges Fleisch werden.`` Denn sie waren im Anfang beim Vater miteinander
vereinigt, bevor die Frau den Mann verließ, der ihr Bruder ist. Diese
pneumatische Hochzeit hat sie wieder miteinander verbunden. Und die Seele
vereinigte sich mit dem, den sie wirklich liebt, ihrem naturgemäßen Herrn, wie
es geschrieben steht: ,,Der Herr der Frau ist nämlich ihr Ehemann.``
Nach und nach erkannte sie
ihn, und sie freute sich wieder, wobei sie vor ihm weinte, als sie der Schande
ihrer früheren Witwenschaft gedachte. Und sie schmückte sich noch mehr, damit
er Gefallen daran finde, bei ihr zu bleiben. Und der Prophet sagt in den
Psalmen: ,,Höre, meine Tochter, und sieh und neige dein Ohr und vergiß dein
Volk und das Haus deines Vaters, denn der König hat deine Schönheit begehrt,
denn er ist dein Herr.`` Er verlangt von ihr, daß sie ihr Antlitz von ihrem
Volke und und der Menge ihrer Ehebrecher abwende, in deren Mitte sie früher
war, und sich allein an ihren König halte, ihren wahren Herrn; und daß sie das
Haus ihres irdischen Vaters vergesse, bei dem es ihr schlecht erging, und sich
an ihren Vater erinnere, der im Himmel ist. So wiederum wurde zu Abraham
gesagt: ,,Komme heraus aus deinem Land und deiner Verwandtschaft und dem Hause
deines Vaters.``
Als sich die Seele so wieder geschmückt
hatte in ihrer Schönheit traf sie ihren Geliebten. Und auch er liebte sie. Und
als sie sich mit ihm geschlechtlich vereinte, empfing sie den Samen von
ihm,,das ist der Geist, der lebendig macht`` damit sie durch ihn Kinder gebäre,
die gut sind, und damit sie sie großziehe. Denn dies ist das große, vollkommene
Wunder der Geburt.
Und so vollzieht sich diese
Hochzeit nach dem Willen des Vaters. Es ist aber angemessen, daß die Seele sich
selbst wieder hervorbringt und wieder wird, wie sie früher war. Die
Seele bewegt sich durch sich selbst. Und sie empfing daraufhin die göttliche
Natur vom Vater für ihre Erneuerung, damit man sie wieder an den Ort versetzen
kann, an dem sie von Anfang an war. Das ist die Auferstehung von den Toten. Das
ist die Errettung aus Gefangenschaft. Das ist der Aufstieg zum Himmel. Das) ist
der Weg hinauf zum Vater. Deswegen sagt der Prophet: ,,Meine Seele lobe den
Herrn, und alles, was in mir ist, seinen heiligen Namen. Meine Seele lobe Gott,
der vergeben hat alle deine Ungesetzlichkeiten, der geheilt hat alle deine
Krankheiten, der dein Leben aus dem Tod gerettet hat, der dich gekrönt hat mit Barmherzigkeit,
der dein Verlangen mit guten Dingen gestillt hat. Deine Jugend wird neu werden
wie ein Adler.``
Wenn sie nun neu geworden
ist, wird sie hinaufgehen, wobei sie den Vater und ihren Bruder, durch den sie
gerettet wurde, preist. So wird die Seele durch die Wiedergeburt gerettet
werden. Dies aber vollzieht sich nicht durch asketische Worte, auch nicht durch
Künste oder durch geschriebene Lehren. Denn dies ist eine himmlische Sache.
Deswegen rief der Erlöser aus,, Niemand kann zu mir
kommen, es sei denn, mein Vater zieht ihn und bringt ihn zu mir; und ich selbst
werde ihn auferwecken am jüngsten Tag.``
Darum ist es angemessen, zum
Vater zu beten und ihn anzurufen mit unserer ganzen Seele nicht nur äußerlich
mit den Lippen, sondern mit dem Geist, der im Inneren ist, der aus der Tiefe
hervorkam: Wir seufzen. Wir bereuen das Leben, das wir gelebt haben. Wir bekennen unsere Sünden. Wir erkennen den
leeren Trug, in dem wir uns befanden, und den nichtigen Eifer. Wir weinen über
die Art, wie wir in der Finsternis und in der Welle waren. Wir trauern über
uns selbst, damit er sich unser erbarme. Wir hassen uns, wie wir jetzt sind
Wiederum sagte der Erlöser:,, Selig sind die, die trauern, denn sie sind es, die
Erbarmen finden. Selig sind die, die hungrig sind, denn sie sind es, die
gesättigt werden.`` Wiederum sagte er: ,,Wenn jemand
seine Seele nicht haßt, wird er mir nicht nachfolgen können.`` Denn der Anfang
der Rettung ist die Umkehr. Deswegen ,,kam vor der Ankunft Christi Johannes,
indem er die Taufe der Buße verkündigte.`` Die Umkehr
aber vollzieht sich in Kummer und Leid.
Der Vater aber ist gut und
menschenfreundlich, und er erhört die Seele, die ihn ruft, und sendet ihr das
rettende Licht. Deshalb sagt er durch den Geist der Propheten: ,,Sage den
Kindern meines Volkes: Wenn eure Sünden reichen von der Erde zum Himmel, und
wenn sie röter als Scharlach und schwärzer als ein Sacktuch sind, und wenn ihr
euch zu mir wendet mit eurer ganzen Seele und zu mir sagt: Mein Vater!, so werde ich euch erhören wie ein heiliges Volk.``
Abschlussformel
Wenn wir wahrhaftig bereuen,
wird Gott uns erhören, der langmütig und von großer Barmherzigkeit ist, er, dem
Herrlichkeit bis in alle
Ewigkeit gebührt. Amen.