Einleitung und
Ankunft der Apostel in der Stadt
Die
Erscheinung des Perlenverkäufers Lithargoel
Die Reise der
Apostel in die Stadt Lithargoels
Die Offenbarung Lithargoels
als Christus und sein Gespräch mit den Jünger
Einleitung und Ankunft der Apostel in
der Stadt
Wir beschlossen, den Dienst
auszuführen, zu dem uns der Herr berufen hatte. Und wir trafen miteinander eine
Verabredung.
Wir kamen zum Meer zu einem
günstigen Zeitpunkt, der uns vom Herrn mitgeteilt worden war. Wir fanden ein
Schiff, das am Ufer vor Anker lag, das bereit zum Auslaufen war. Und wir
sprachen mit den Seeleuten des Schiffes, um mit ihnen an Bord zu gehen. Sie
zeigten uns gegenüber eine große Freundlichkeit, gemäß dem, was vom Herrn
bestimmt war.
Nachdem wir ausgelaufen
waren, geschah es, daß wir einen Tag und eine Nacht segelten. Danach erhob sich
ein Sturm gegen das Schiff und trieb uns zu einer kleinen Stadt, die in der
Mitte des Meeres lag.
Ich aber, Petrus, erkundigte
mich nach dem Namen dieser Stadt bei einigen Menschen aus jenem Ort, die am
Hafen standen. Einer von ihnen antwortete und sprach: ,,Der Name dieser Stadt
ist, Wohnung`, das heißt, Festigung und Ausdauer.``
Und der Anführer unter ihnen
hielt einen Palmzweig am Ende des Ufers. Und nachdem wir mit dem Gepäck ans
Ufer gegangen waren, ging ich in die Stadt hinein, um nach Rat zu fragen
bezüglich eines Nachtquartiers.
Die Erscheinung des Perlenverkäufers Lithargoel
Da kam ein Mann heraus, der
ein Leinengewand trug, das um seine Lenden gebunden war, und ein goldener
Gürtel war darum gebunden; es war auch ein Schweißtuch um seine Brust
gewickelt, wobei es zugleich auf seine Schultern hinaufreichte und auch sein Haupt und seine Hände bedeckte.
Ich starrte auf den Mann,
denn er war schön an Körper und Haltung. Vier Teile von seinem Körper waren es,
die ich sah: die Sohlen seiner Füße und einen Teil seiner Brust und die Fläche
seiner Hände und sein Gesicht. Diese Teile sind es, die ich sehen konnte. Ein
Buchfutteral wie das meiner Bücher war in seiner linken Hand, ein Stab aus Styraxholz war in seiner rechten Hand. Seine Stimme hallte
wider, als er langsam sprach und in der Stadt ausrief: ,,Perle, Perle!``
Ich selbst dachte, daß er ein
Einwohner jener Stadt sei und sprach zu ihm: ,,Mein Bruder und mein Freund.`` Er
antwortete mir und sagte: ,,Vortrefflich hast du gesprochen: Mein Bruder und
mein Freund. Was ist es, das du von mir erbittest?`` Ich sagte zu ihm: ,,Ich
frage dich nach einem Nachtquartier für mich selbst und auch die Brüder, da wir
hier Fremde sind.`` Er sagte zu mir: ,,Deswegen habe ich vorhin zu dir gesagt:
,Mein Bruder und mein Freund`, denn ich selbst bin ebenso ein Fremder wie du.``
Nachdem er dies gesagt hatte,
rief er aus: ,,Perle, Perle!``. Es hörten seinen Ruf die Reichen jener Stadt. Sie
kamen aus ihren verborgenen innersten Gemächern. Und einige blickten aus den
innersten Gemächern ihres Hauses, andere schauten aus ihren oberen Fenstern.
Und sie sahen nichts bei ihm, was sie von ihm kaufen könnten, weil kein
Reisesack auf seinem Rücken war, und auch kein Bündel in seinem Leinentuch und
in dem Schweißtuch war. Wegen ihrer Menschenverachtung aber fragten sie ihn
nicht nach seinem Gesicht. Er seinerseits offenbarte sich ihnen nicht. Sie
kehrten wieder in ihre innersten Gemächer zurück und sagten: ,,Dieser Mann
verspottet uns.``
Und auch die Armen jener
Stadt hörten seinen Ruf. Und sie kamen zu dem Menschen, der diese Perle
verkaufte. Sie sagten: ,,Wir bedrängen dich, uns die Perle zu zeigen, damit wir
sie wenigstens mit unseren Augen sehen können. Denn wir sind arm. Und wir haben
nicht die Geldsumme, um sie dafür zu geben. Aber zeige sie uns, damit wir unseren
Freunden sagen können, daß wir eine Perle mit unseren Augen gesehen haben.``
Er antwortete und sprach zu
ihnen: ,,Wenn es möglich ist, so kommt zu meiner Stadt, so daß ich sie euren
Augen nicht allein zeige, sondern ich gebe sie euch umsonst.`` Sie, die Armen
jener Stadt, hörten das, und sie sagten: ,,Da wir Bedürftige sind, wissen wir
auch, daß kein Mensch eine Perle einem Bedürftigen gibt, sondern Brot und Geld
sind die Dinge, die man zu bekommen pflegt. Nun aber, die Gnade, die wir von
dir erhalten wollen, ist, daß du uns die Perle für unsere Augen zeigst. Und wir
werden unseren Freunden stolz sagen können:, Wir sahen mit unseren Augen eine
Perle.` Denn man findet sie nicht bei Armen, besonders nicht bei solchen Bedürftigen
wie uns.``
Er antwortete und er sprach
zu ihnen: ,,Wenn es möglich ist, kommt selbst in meine Stadt, so daß ich sie
euch nicht allein zeigen werde, sondern ich sie euch umsonst geben werde.`` Die
Armen und Bedürftigen freuten sich über den Menschen, der umsonst gibt.
Die Menschen fragten Petrus
über die Mühen. Petrus antwortete und teilte das, was er über die Mühen des
Weges gehört hatte, mit. Er sagte zu dem Mann, der diese Perle verkauft: ,,Ich
möchte deinen Namen wissen und die Mühen des Weges zu deiner Stadt. Denn wir
sind Fremde und Diener Gottes. Wir müssen das Wort Gottes in jeder Stadt in
Übereinstimmung ausbreiten.``
Er antwortete und sprach:
,,Wenn du nach meinem Namen fragst, Lithargoel ist
mein Name, seine Übersetzung
ist: der leichte gazellenartige
Stein.``
Die Reise der Apostel in die Stadt Lithargoels
,,Hinsichtlich des Weges zu
dieser Stadt, nach dem du mich gefragt hast, will ich dich belehren. Niemand
ist in der Lage, auf diesem Weg zu gehen, wenn er nicht auf jede Sache, die er
hat, verzichtet und fastet täglich von Aufenthaltsort zu Aufenthaltsort. Denn
zahlreich sind die Räuber und die wilden Tiere, die auf jenem Weg sind.
Denjenigen, der Brot bei sich
tragen wird für den Weg, die schwarzen Hunde töten ihn wegen des Brotes. Denjenigen,
der ein kostbares Gewand der Welt tragen wird, die Räuber töten ihn wegen des
Gewandes. Denjenigen, der Wasser mit sich tragen wird, den töten die Wölfe
wegen des Wassers, da sie danach dürsten. Denjenigen, der Sorge tragen wird für
Fleisch und Kräuter, den verschlingen die Löwen wegen des Fleisches. Wenn er
den Löwen entkommt, verschlingen ihn die Stiere wegen der Kräuter.``
Als er dieses zu mir gesagt
hatte, seufzte ich bei mir selbst, indem ich sagte: ,,Wie zahlreich sind doch
die Mühen auf dem Weg! Oh, daß doch Jesus uns Kraft gebe und wir auf ihm, dem
Weg gehen können.``
Er sah mich, während mein
Gesicht traurig war und ich seufzte. Er sagte zu mir: ,,Warum seufzest du, wenn
du doch diesen Namen, Jesus` kennst und an ihn glaubst? Er ist eine große Kraft,
um Kraft zu geben. Denn auch ich glaube an den Vater, der ihn gesandt hat.``
Ich fragte ihn wiederum:
,,Wie ist der Name des Ortes, zu dem du als zu deiner Stadt gehst?`` Er sprach zu mir: ,,Das ist der Name meiner Stadt: Neun-Tore.
Laßt uns Gott preisen, indem wir darüber nachsinnen,
daß das zehnte Tor das erhabenste ist.``
Danach ging ich in Frieden
von ihm weg. Als ich im Begriff war zu gehen, um meine Freunde zu rufen, sah
ich Wellen und große hohe Mauern von Wasser, welche die Ufer der Stadt umgaben.
Und ich war verwundert über die großen Dinge, die ich sah. Ich sah einen alten
Mann, der dasaß, und ich fragte ihn, ob der Name der Stadt wirklich, Wohnung`
war. Er sagte zu mir: ,,Du hast wahr gesprochen, denn wir wohnen an den Orten,
denn wir sind geduldig.``
Ich antwortete, ich sagte:
,,Mit Recht haben die Menschen sie Geduld genannt, denn für jeden, der geduldig
in seinen Versuchungen ist, wird man Städte bewohnen und ein kostbares
Königreich kommt aus ihnen hervor, denn sie sind geduldig inmitten der Wogen
der Bedrängnisse der Winde. Dies geschieht auf diese Weise, damit die Stadt
eines jeden, der die Last seines Glaubensjoches trägt, bewohnt wird und er zum
Königreich der Himmel gezählt wird.``
Ich eilte, ich lief und ich
rief meine Freunde, damit wir zu der Stadt gehen konnten, die Lithargoel uns genannt hatte. In einem Band des Glaubens
entsagten wir allen Dingen, so wie er es gesagt hatte. Wir entkamen den
Räubern, denn sie fanden nicht ein Kleid für sich bei uns. Wir entkamen den
Wölfen, denn sie fanden bei uns nicht das Wasser, nach dem sie dürsteten. Wir
entkamen den Löwen, denn sie fanden nicht die Begierde nach Fleisch bei uns.
Wir entkamen den Stieren, sie fanden keine Kräuter.
Und eine große Freude kam
über uns und eine friedvolle Sorglosigkeit wie die unseres Herrn. Wir machten
Rast am Tor. Wir unterhielten uns über das, was allerdings nicht die
Zerstreuung dieser Welt betraf, sondern wir fuhren fort, uns im Glauben zu
üben.
Die Offenbarung Lithargoels als Christus und sein Gespräch mit den
Jüngern
Und als wir über die Räuber
oder: zu den Räubern, die auf dem Weg waren, denen wir entkommen waren,
sprachen, siehe, Lithar-goel kam zu uns hervor; er
hatte sich verändert, und er hatte das Aussehen eines Arztes, während ein
Salbenkasten unter seiner Achsel war. Und ein junger Schüler folgte ihm, der
ein Kästchen trug, das voll mit Heilmitteln war. Wir aber erkannten ihn nicht.
Es antwortete Petrus und
sagte: ,,Wir bitten dich, daß du uns eine Freundlichkeit erweist, denn wir sind
Fremde, und führe uns zum Haus des Lithargoel führst,
bevor es Abend wird.``
Er sagte: ,,Aufrichtigen
Herzens will ich es euch zeigen. Aber ich wundere mich, wie ihr diesen guten
Menschen kennengelernt habt. Denn er offenbart sich
gewöhnlich nicht jedem Menschen, weil er selbst der Sohn eines großen Königs
ist. Ruht euch ein wenig aus, ich will inzwischen hingehen und diesen Mann
heilen und zurückkommen.``
Er beeilte sich und kam
schnell zurück. Er sprach zu Petrus: ,,Petrus!``;
Petrus aber erschrak: Wie wußte er, daß sein Name Petrus war? Petrus antwortete
dem Erlöser: ,,Woher kennst du mich, denn du hast meinen Namen gerufen?`` Lithargoel antwortete: ,,Ich
möchte dich fragen, wer dir den Namen Petrus gegeben hat?`` Er sagte zu ihm:
,,Jesus Christus, der Sohn des lebendigen Gottes, war es; er hat mir diesen
Namen gegeben.`` Er antwortete und sprach: ,,Ich bin es! Erkenne mich, Petrus!``
Er löste das Gewand, das er
trug und durch welches er sich vor uns verborgen hatte, während er uns wahrhaftig
offenbarte, daß er es selbst war. Wir warfen uns auf die Erde und verehrten
ihn, wir waren elf Jünger. Er streckte seine Hand aus, er ließ uns aufstehen,
wir sprachen demütig mit ihm. Unsere Köpfe waren bescheiden zu Boden gesenkt,
als wir sagten: ,,Was du willst, werden wir tun, aber gib uns Kraft, um
allezeit zu tun, was du willst.`` Er gab ihnen das
Kästchen des Arztgewerbes und das Kästchen, das in der Hand des Jünglings war.
Er gab ihnen folgenden
Auftrag und sprach: ,,Geht in die Stadt, aus der ihr gekommen seid, welche
genannt wird, Gorg`. Bleibt in Ausdauer dabei und
belehrt alle, die zum Glauben an meinen Namen gekommen sind, denn ich habe die
Mühen des Glaubens ausgehalten. Ich werde euch euren Lohn geben. Den Armen
dieser Stadt gebt, was sie nötig haben, damit sie davon leben, bis ich ihnen
das gebe, was vorzüglicher ist, das, wovon ich euch gesagt habe, daß ich es
umsonst geben will.``
Petrus antwortete und sprach
zu ihm:,, Herr, du hast uns gelehrt, auf die Welt und
jede Sache, die in ihr ist, zu Verzichten. Um deinetwillen haben wir sie
aufgegeben. Die Nahrung eines einzigen Tages ist es, für die wir nun Sorge
tragen. Wo können wir das Nötige finden, das den Armen zu geben du uns
aufträgst?`` Der Herr antwortete und sagte: ,,Petrus,
es wäre angemessen, daß du das Gleichnis verstehst, das ich dir gesagt habe.
Weißt du nicht, daß mein Name, den du lehrst, wertvoller als aller Reichtum
ist? Und die Weisheit Gottes wertvoller ist als Gold und Silber und der Stein,
der, dessen Wert groß ist?`` Er gab ihnen das Kästchen
mit den Heilmitteln, indem er sprach: ,,Heilt alle Kranken der Stadt, die an meinen Namen glauben!``
Petrus war ängstlich, sich
zum zweiten Mal an ihn zu wenden. Er stieß den an, der ihm am nächsten stand,
das war Johannes: ,,Sprich du selbst diesmal!`` Johannes antwortete und sprach:
,,Herr, wir fürchten uns, vor dir scheuen wir uns, viele Worte zu machen, aber
du bist es, der von uns verlangt, diese Kunst auszuüben, ohne daß wir zu Ärzten
ausgebildet wurden. Wie nun werden wir verstehen, Körper zu heilen, wie du es
uns gesagt hast?`` Er antwortete: ,,Vortrefflich hast
du gesprochen, Johannes, denn ich weiß, daß die Ärzte der Welt nur die
Krankheiten der Welt zu heilen pflegen. Die Ärzte der Seelen pflegen nun das
Herz zu heilen. Heilt daher zuerst die Körper, damit sie euch durch die
existierenden Kräfte der Heilung für ihren Körper ohne Heilmittel dieses Äons
glauben, daß es euch möglich ist, auch die Krankheiten der Herzen zu heilen.
Die Reichen aber der Stadt,
die es nicht einmal für nötig hielten, mich nach meinem Gesicht zu fragen,
sondern die sich an ihrem Reichtum und ihrer Menschenverachtung erfreuen, mit
diesen also eßt nicht zusammen in ihrem Hause!
Freundet euch auch nicht mit ihnen an, damit ihre Parteilichkeit euch nicht
beeinflussen kann! Viele haben in den Versammlungen nämlich schon die Reichen
bevorzugt, weil sie selbst sündigen und anderen die Möglichkeit geben, es
ebenso zu tun. Richtet sie vielmehr in Aufrichtigkeit, damit euer Dienst
gepriesen und mein Name in den Versammlungen gepriesen werde.``
Die Jünger antworteten und
sagten: ,,Ja, wahrhaftig. Das soll getan werden.`` Sie
warfen sich auf die Erde nieder, beteten ihn an, er ließ sie aufstehen, er ging
hinweg von ihnen in Frieden. Amen.